Nach sogar zwei Jahren ohne unser geliebtes Amerika (irgendwie war uns Mallorca dazwischen gekommen), konnten wir es kaum erwarten, endlich wieder in den Flieger zu steigen. In diesem Jahr lockte
uns der Süden. Kein Klischee wollten wir auslassen und freuten uns auf altehrwürdige Plantagenhäuser, Schaufelraddampfer auf dem Mississippi, Rock und Blues und vieles mehr. Am 24.Juni 2010 war
es endlich soweit und unsere Erwartungen sollten nicht enttäuscht werden. Aber seht und lest selbst:
Nach einem 9-stündigen Flug landeten wir in Atlanta, der Hauptstadt Georgias. Der Hartsfield-Jackson Atlanta International Airport ist der größte Flughafen der Welt und entsprechend riesig, so dass wir mit einer Bahn vom Gate zur Gepäckausgabe fahren mussten. Dann folgte das übliche Prozedere. Nein nicht ganz, ausgerechnet ich wurde aus der Reihe gewunken und musste in einem separaten Bereich meine Kameratasche filzen lassen. Wie unangenehm, dabei sahen die anderen Passagiere nach dem langen Flug auch nicht mehr so seriös aus. Naja, man fand ja nichts und so durften dann auch wir offiziell einreisen. Wir nahmen direkt am Flughafen unseren Mietwagen in Empfang und fuhren zu unserem Hotel "Atlanta Marriott Marquis", direkt in Downtown, mit der Peachtree Center Mall verbunden. Da Georgia auch der Pfirsichstaat genannt wird, tragen hier insgesamt 55 Straßen, Wege und Plätze den Namenszusatz "Peachtree", was uns doch etwas verwirren sollte. Unser Hotel beeindruckte mit seiner futuristischen Atriumlobby und einem sehr schönen Zimmer mit fantastischer Aussicht.
Nachdem wir uns ein wenig im Hotel umgesehen hatten, starteten wir auch schon unser Besichtigungsprogramm, denn uns blieb dafür nur dieser eine Tag. So machten wir uns auf in das unmittelbar östlich gelegene Viertel um die Auburn Avenue, wo wir die "Martin Luther King Jr. Historic Site" besuchten. Im Visitor Center wurde die Geschichte der Bürgerrechtsbewegung dargestellt, vor dem Visitor Center befindet sich der "International Civil Rights Walk of Fame". Zu dem historischen Komplex gehört auch das Geburtshaus Martin Luther Kings, sowie die Ebenezer Baptist Church, in der auch schon sein Vater und sein Großvater als Prediger wirkten. Neben dem Gotteshaus ist dann auch die Grabstätte der Kings. Der Besuch der Historic Site ist ein Pflichtpunkt jedes Südstaatenbesuchers, da man nie vergessen sollte, wie beschwerlich der Weg für die Schwarzen bis zu ihrer Gleichstellung war.
Als absolutes Kontrastprogramm zu der nachdenklich stimmenden Atmosphäre in Sweet Auburn, besuchten wir im direkten Anschluss die fröhliche "World of Coca Cola". Hier wird die Geschichte des amerikanischsten aller Getränke vorgestellt. Im Ausstellungsbereich "Tastes of the World" konnte man sämtliche Produkte des Cola-Konzerns probieren. Hierfür waren nach Kontinenten sortiert Softdrinkzapfsäulen aufgestellt, an denen man sich unbegrenzt bedienen konnte. Am Ausgang durfte man sich aus einer Produktionsanlage noch eine gläserne befüllte Colaflasche mitnehmen. Sie steht noch heute verschlossen als Souvenir in unserer Küche und wehe, jemand öffnet sie...! Mit einem dicken Blubberbauch verließen wir die Colawelt wieder.
Auf der Rückfahrt zum Hotel hielten wir noch kurz am "Underground Atlanta", einem unter- und oberirdischen Einkaufs- und Entertainmentkomplex. Hier sieht man deutlich, dass die ganze Stadt im Zeichen von Coca Cola steht.
Am nächsten Morgen packten wir schon wieder unsere Koffer und frühstückten gemütlich bei "Starbucks" in der Peachtree Street. Während die anderen zur Arbeit gingen, schlenderten wir bei strahlend blauem Himmel noch ein wenig durch die Straßen Downtowns, bevor wir Atlanta Richtung Tennessee verließen.
Nun ging es 115 mi in die an der Grenze zu Georgia liegende viertgrößte Stadt Tennessees, nach Chattanooga. Die Hauptsehenswürdigkeit hier ist das 1970 stillgelegte Bahnhofsgebäude "Southern Railroad Terminal" mit der alten Dampflok "Chattanooga ChooChoo", welche durch den gleichnamigen Glenn Miller-Song weltbekannt wurde. Wem das Original nicht bekannt ist, kennt die Melodie vielleicht aus dem Lied "Sonderzug nach Pankow" von Udo Lindenberg. Das Gelände war mit schönen alten Eisenbahnen bestückt, in denen man ebenfalls übernachten konnte. Wir waren jedoch in einem Zimmer in einem neueren Komplex untergebracht, worüber wir uns etwas ärgerten. Eine Nacht in einem alten Waggon wäre in diesem Ambiente noch stilvoller gewesen. (Manchen kann man es eben nie Recht machen...)
Am 26.Juni machten wir uns früh auf den Weg Richtung Nashville. Zwar waren nur 135 mi zu fahren, doch hatten wir einen besonderen Zwischenstopp eingeplant: Auf halber Strecke lag die "Jack Daniel's Distillery" in Lynchburg. Dort wollten wir an einer Führung durch die älteste registrierte Destillerie der USA teilnehmen. Den Geruch, der uns sofort nach Verlassen des Autos in die Nase zog, werden wir nie vergessen. Der ganze Ort steht im Zeichen des Whiskeys und riecht auch danach. Die Führung war kostenlos und sehr interessant. Nachdem wir im Visitor Center einen Film über die Geschichte Jack Daniel's sahen, wurden wir zunächst für ein (ebenfalls kostenloses) Foto mit einem kleinen Bus auf das Betriebsgelände gebracht. Hier sahen wir auch die Quelle, aus der das Wasser für den Whiskey entnommen wird. Wir wurden durch alle Bereiche der Produktion geführt und gingen sogar durch das Barrelhouse, in dem die Fässer lagern. Es ist kaum zu glauben, dass von diesem kleinen Betrieb aus, die ganze Welt mit Tennessee Whiskey versorgt wird. Am Ende der Führung gab es noch (kostenlose!) Lynchburg Lemonade für alle. Im gesamten Landkreis von Lynchburg sind weder Alkoholverkauf noch -ausschank erlaubt, sonst hätten wir gerne auch von etwas anderem gekostet...
Lynchburg hat nur 6000 Einwohner und die waren an diesem Tag scheinbar alle auf dem Rathausplatz, denn es waren "Frontier Days" mit Rodeo und Paraden. Auf einer Veranda hatte sich eine Bluegrasscombo zum Üben getroffen, als wäre es das Selbstverständlichste, alle daran teilhaben zu lassen. Wir hörten ihnen eine Weile zu und sahen uns dann die Parade an. Lynchburg hat uns richtig gut gefallen und wir können einen Ausflug hierher jedem nur wärmstens empfehlen.
Am späten Nachmittag erreichten wir dann Nashville, das Mekka der Countrymusic. Hier hatten wir zwei Nächte im "Holiday Inn Express" in Downtown unweit der Music Row gebucht. Der perfekte Ausgangspunkt, um die Musikkneipen fußläufig zu erreichen. Das taten wir dann auch sogleich. Aus jeder Tür drang super Countrymusic nach draußen, so dass wir uns gar nicht entscheiden konnten, wo wir einkehren sollten. Wir landeten zunächst in "Robert's Western World", der Countrybar schlechthin in Music City. Hier stärkten wir uns erst einmal mit Burgern und Süßkartoffelpommes.
Danach zogen wir noch von Bar zu Bar, wo überall richtig gute Gruppen spielten. Wer weiß, welchem zukünftigen Star wir dabei lauschten? Denen, die es bereits geschafft haben, widmet sich die "Country Music Hall of Fame" in Downtown. Da es schon zu spät für eine intensive Erkundung war, sahen wir von einem Besuch ab.
So fuhren wir stattdessen noch ins Music Valley, dessen Hauptattraktion die Konzerthalle "Grand Ole Opry" ist, aus der die gleichnamige Radiosendung live mit den Stars der Szene übertragen wird. Da man das Gelände nur mit einer Eintrittskarte befahren durfte, hielten wir auf der anderen Straßenseite, wo wir den urigen "Willie Nelson and Family-General Store" und ein "The Dukes of Hazzard"-Museum entdeckten, die beide noch geöffnet hatten. Da gingen wir natürlich hinein und staunten über die dargebotenen Kuriositäten.
Nachdem wir uns im Hotel noch ein bisschen frisch gemacht hatten, schlenderten wir erneut über die Music Row. Es war schon sehr schwül und grummelte etwas. Dann brach plötzlich ein heftiges Gewitter los, es goss wie aus Eimern und knallte gewaltig. So waren wir gezwungen, in der "Cadillac Bar" sitzen zu bleiben, Budweiser zu trinken und beste Musik zu hören. Wie schlimm...! Es wurde spät an diesem Abend und wir haben es genossen.
Am nächsten Tag erinnerten nur noch große Pfützen auf den Straßen an das Gewitter und so machten wir uns wieder bei strahlendem Sonnenschein auf zur "Belle Mead Plantation", der "Queen of Tennessee Plantations". Wir nahmen an einer Führung durch das 1853 im Greek Revival Style erbaute Haus teil und bewunderten die original viktorianische Einrichtung. Wie auf allen Plantagen bewirtschafteten auch hier Sklaven unter erbärmlichen Lebensbedingungen die knapp 2200 ha Landbesitz. Auch die Sklavenhütten konnte man sich anschauen. Das Gestüt von Belle Mead gehörte um 1880 zu den erfolgreichsten Vollblutzuchten der USA. Der bekannteste Abkömmling ist das Rennpferd "Seabiscuit", dessen Geschichte sogar von Hollywood verfilmt wurde.
Am 28.Juni verließen wir Music City und fuhren 210 mi nach Memphis. Mit der Stadt wechselten wir auch die Musikrichtung: Nun waren Blues und Rock'n'Roll angesagt.
Memphis liegt in der südwestlichsten Ecke Tennessees und entwickelte sich am nördlichen Rand des Cotton Belt (des Baumwollanbaugebietes am Mississippi) zum wichtigsten Baumwoll- und Sklavenmarkt der Region. Später wurde die Stadt zudem zum größten Holzumschlagplatz der USA. Aus den traurigen Liedern, die die schwarzen Arbeiter auf den Baumwollfeldern sangen, entwickelte sich schließlich die Musikrichtung des Blues. Die Beale Street gilt als seine Geburtsstätte. Sie war seit Ende des 19. Jahrhunderts Treffpunkt der Schwarzen, die in den Hafenvierteln ringsum wohnten und woanders auch nicht erwünscht waren. Heute ist die 800 m lange Straße eine Vergnügungsmeile für alle, mit Geschäften, Musikclubs und Restaurants. Besonders kurios ist der Gemischtwarenladen "A. Schwab's Dry Goods Store", der eher wie ein Hausflohmarkt wirkt und mit dem Slogan "Wenn man es bei Schwab's nicht findet, dann braucht man es auch nicht" wirbt. Wir brauchten nichts...
Ebenfalls an der Beale Street befindet sich auch die "Gibson Guitar Factory", in der zum einen die weltbekannten Gitarren gefertigt werden, zum anderen auch Konzerte stattfinden.
Die Innenstadt von Memphis verbreitete ein merkwürdiges Flair. Die Main Street durch Downtown wirkte wie ausgestorben, es waren nur ein paar Obdachlose zu sehen und die meisten Geschäfte waren geschlossen. Alternativ hätten wir lieber ins "Peabody"-Hotel gehen sollen, in dem zweimal täglich Enten aus einem Teich auf dem Hoteldach mit dem Fahrstuhl von einem nur für sie zuständigen Pagen in die Lobby geleitet werden, wo sie über einen roten Teppich zu einem Brunnen watscheln. Vielleicht waren ja die die ganzen Leute gerade dort ? Wir haben leider erst abends von einer Touristin in unserem Hotel davon erfahren. Schade ( oder eher schlecht informiert)...!
Ansonsten sahen wir von Memphis noch das "Sun Studio", wofür uns ein kleiner schwarzer Shuttlebus direkt am Hotel abholte. Was für eine abenteuerliche Fahrt! Der Fahrer fuhr einen ganz heißen Reifen, so dass wir jede Bodenwelle mitnahmen, während in voller Lautstärke Jerry Lee Lewis Live-Konzerte auf Video liefen. That was great! Im Sun Studio erlebten wir hautnah Musikgeschichte. Hier starteten z.B. Elvis, Jerry Lee Lewis und Johnny Cash ihre Musikkarrieren und wenige Wochen zuvor waren noch U2 in eben diesem Studio, in dem wir jetzt standen. All die Instrumente und Mikrofone, die wir dort sahen und anfassen durften, hielten auch schon die großen Stars in Händen. Als besonderes Highlight wurde das Büro der Sekretärin Marion Keisker, die Elvis den großen Durchbruch ermöglichte, im Originalzustand belassen. Musikgeschichte pur!
Hier seht ihr noch einige Bilder der Sun Studios:
Wo könnte man in Memphis stilvoller übernachten, als im von Elvis besungenen "Heartbreak Hotel" direkt am Elvis Presley Boulevard? Hier hatten wir uns für zwei Nächte einquartiert. Das Hotel, das von außen ein nicht gerade ansehnlicher Klotz war, überzeugte von innen mit Liebe zum Detail. Die Lobby war ganz im Stil der 50er-Jahre gestaltet und im Frühstückssaal liefen den ganzen Tag Elviskonzerte und -filme auf großer Leinwand. Die Zimmer waren sehr geräumig und mit Plakaten des King of Rock'n'Roll bestückt. Besonders gefiel uns der herzförmige (!) Pool. Das Publikum war bunt gemischt. Besonders süß war eine alte englische Dame, die lange gespart hatte, um mit 85 Jahren endlich einmal "ihrem" Elvis ganz nah zu sein.
Graceland Mansion, das Wohnhaus des in Tupelo, Mississippi geborenen Künstlers, lag direkt gegenüber, dennoch war es nicht möglich, das Grundstück zu Fuß zu erreichen. Nein, man musste die 200 m mit einem Tourbus fahren. Als wir das Eingangstor passierten, erklang das Lied "Welcome to my World" und ich musste etwas weinen. Zwar bin ich kein großer Elvis-Fan, doch war das alles hier irgendwie doch sehr ergreifend. Da wir die VIP-Tour gebucht hatten, durften wir direkt an den Wartenden vorbei, als erste das Haus betreten. Alles sah aus, als wäre der Herr des Hauses nur kurz gegangen. Besonders originell war der Djungleroom, mit grünem Teppich sowohl auf dem Boden als auch an der Decke. Hier soll sich Elvis am liebsten aufgehalten haben und selbst seine Gitarre lehnte noch in einer Ecke. Im Büro stand ein verblichenes Polaroidfoto seiner Tochter auf dem Schreibtisch und auch andere Kleinigkeiten zeigten, dass dieser Mensch doch auf dem Boden geblieben war. Und er hatte seine Wurzeln nie vergessen; so holte er auch seine Eltern aus ihrem ärmlichen Haus in Tupelo zu sich nach Memphis und errichtete auf seinem weitläufigen Grundstück Häuser für weitere Verwandte, die zum Teil immer noch dort leben. Überhaupt wirkte das Anwesen nicht protzig, wie man es erwarten könnte. Lisa Maries Schaukel hinter dem Haus ließ erahnen, welch glückliche Kindheit sie hier mit ihrem berühmten Vater verlebt haben muss. Je mehr man hier den Familienvater in dem Weltstar erkannte, umso mehr fühlte man sich ihm zugetan.
In einem Anbau werden schließlich Elvis' Erfolge gewürdigt. Die Wände sind komplett mit goldenen Schallplatten und anderen Auszeichnungen behangen. Bekannte Bühnenoutfits sind ausgestellt, ebenso wie seine Militäruniform und sein Hochzeitsanzug nebst Priscillas Brautkleid. Über Kopfhörer erhält man die jeweiligen Informationen zu den Ausstellungsstücken. Natürlich finden auch seine Filmerfolge genügend Raum. Die ganze Palette seines künstlerischen Wirkens wird auf dieser Audiotour dezidiert erläutert.
Im angrenzenden Meditation Garden befinden sich die letzten Ruhestätten des King of Rock'n'Roll und seiner nächsten Angehörigen. Elvis' Grab war mit zahllosen Blumen und Plüschtieren von teils von weit her angereisten Fans geschmückt.
Als Inhaber des VIP-Passes hatten wir noch Zugang zu einem gesonderten Raum, indem neben weiteren Bühnenoutfits auch alte Originaldokumente und Fotos ausgestellt wurden. Zudem bot sich uns hier bei kühlen Getränken die Möglichkeit, uns ein wenig von der Hitze und den Menschenmassen, die sich in den allgemein zugänglichen Bereichen drängten, zu erholen. Der Zugang ohne Wartezeit, sowie diese Sonderausstellung waren den nicht unbeträchtlichen Aufpreis durchaus wert.
Auf der anderen Straßenseite befand sich noch das "Elvis Presley Automobile Museum", in dem sein kompletter Fuhrpark zu sehen war. Von Luxuslimousinen, Sportwagen, Strandbuggys, Motorrädern bis landwirtschaftlichen Maschinen war alles dabei. Das bekannteste Stück der Kollektion, der Pink Cadillac, den Elvis einst seiner Mutter geschenkt hatte, durfte natürlich dabei nicht fehlen.
Eine weitere Attraktion ist Elvis' nach seiner Tochter benanntes Privatflugzeug "Lisa Marie", in dem sie sogar als Kind Geburtstag gefeiert haben soll. Ein Kindergeburtstag mit der Ausstattung: Die Schließen der Sitzgurte sind aus purem Gold und auch sonst wurden nur feinste Materialien verarbeitet. Elvis hat seine Tochter sehr geliebt (oder war echt schmerzfrei)... Das Inventar war mit Folien geschützt, denn auch durch das Flugzeug durften täglich hunderte Menschen gehen. Wir natürlich auch!
Am Abend fuhren wir noch ein wenig den Elvis Presley Boulevard entlang, vorbei an der mit Unterschriften übersäten Steinmauer, die Graceland begrenzt. Dabei hörten wir unsere eigens für diesen Zweck mitgebrachte "Best of Elvis"-CD. Wir machten noch ein paar Fotos und aßen, wie es sich in Memphis gehört, Catfish im "Captain D's".
Graceland muss man gesehen haben und das nicht nur als eingefleischter Elvis-Fan. Wir können es nur empfehlen!
Am 30.Juni mussten wir uns von Elvis und Memphis verabschieden und uns auf den Weg nach Vicksburg machen. Wir übernachteten etwas außerhalb der Stadt in einem "La Quinta Inn", einer äußerst empfehlenswerten Hotelkette mit einem super Service. Das Hotel war noch ganz neu und das Zimmer modern und komfortabel eingerichtet. Den ganzen Tag über standen kostenlose Getränke bereit und auch Parken und Frühstück waren inklusive. Ein optimales Preis-Leistungs-Verhältnis. Einen weiteren Toptip entdeckten wir gleich nebenan: Hier landeten wir zum ersten Mal in einer Filiale der Restaurantkette "Cracker Barrel" und waren begeistert: Urgemütlich eingerichtet mit einem Riesenkamin und nostalgischer Deko. Und erst das Essen: Superlecker und wirklich günstig. Hier gibt es amerikanische Hausmannskost fernab von Burgern und Co. Seitdem kehren wir auf all unseren Reisen, sobald sich die Gelegenheit bietet, bei "Cracker Barrel" ein. Auch das Stöbern im integrierten Shop ist ein Erlebnis. Probiert es selbst, sie sind alle gleich und ihr werdet nicht enttäuscht sein.
Vicksburg steht ganz im Zeichen des Sezessionskrieges. Hier fand 1863 die wichtigste Schlacht der damaligen Westfront statt, bei der 17000 Soldaten ihr Leben ließen. Im "Vicksburg National Military Park" führt eine 26 km lange Autotour über das einstige Schlachtfeld. Das Gebiet ist bestückt mit 1200 Denkmälern, Statuen und Mahnmalen. Zudem ist hier das 1862 versenkte Kanonenboot USS Cairo zu sehen. Wir fanden, dass die Beschäftigung mit dieser eher negativen Historie auch zu einem Besuch der Südstaaten gehört, doch ist solch ein Military Park natürlich nicht jedermanns Sache.
Vicksburg selber hat nicht sehr viel zu bieten. Will man Antebellumhäuser sehen, lohnt sich eher ein Besuch im nicht weit entfernten Natchez. Doch sollte das Old Court House in der Cherry Road nicht unerwähnt bleiben. Es wurde im Jahr 1858 im Greek Revival Style erbaut und von den Konföderierten wegen seiner erhöhten Lage als Ausguck genutzt. Vielleicht tun wir Vicksburg ja Unrecht, da das Wetter so schlecht war und wir es deshalb nicht richtig würdigen konnten...?
Der 01.Juli sollte uns gut 220 mi nach Vacherie in Louisiana führen. Doch zunächst legten wir einen durchaus lohnenden Zwischenstopp in Natchez am Ufer des Mississippi ein. Da die Stadt im Sezessionskrieg von Zerstörungen verschont geblieben war, gab es in der gut erhaltenen Altstadt noch zahlreiche Antebellumhäuser der "cotton barons" zu bewundern. So zum Beispiel "Stanton Hall", "Magnolia Hall" und das südöstlich der Altstadt gelegene "Dunleith" inmitten eines großen Parks. Direkt am Herrenhaus "Rosalie" (welches wir uns etwas genauer ansahen) vorbei, führt die Silver Street hinab ins Hafenviertel "Natchez-Under the Hill", das früher eine eher zwielichtige Gesellschaft in seine Bars und Bordelle lockte.
Natchez präsentierte sich genau so, wie wir uns eine Stadt in den Südstaaten vorstellten. Wer sich für die klassische Architektur interessiert, ist hier genau richtig!
Nach einem kurzen Rundgang durch Natchez ging es nun weiter Richtung Vacherie in Louisiana, wo wir das Südstaatenleben nun noch direkter erfahren wollten. Durch eine recht unattraktive Landschaft folgten wir auf einer sogenannten River Road dem Lauf des Mississippis, vorbei an Zuckerrohrfeldern, stillgelegten Fabriken und öden Dörfern. Das Navi schien etwas überfordert und so verfuhren wir uns mehrfach auf den kaputten Straßen. Doch für die unschöne Anreise sollten wir schon bald entlohnt werden, als wir endlich Oak Alley, die wohl mit Abstand schönste Plantage des Südens erreichten. Hier hatten wir eine Übernachtung gebucht. Zwar waren wir nur in einem Guest Cottage auf dem Gelände und nicht im Hauptgebäude ( was nur auf der Nottoway Plantation möglich ist ), untergebracht, doch war die Unterkunft sehr klassisch eingerichtet, mit Kamin und einem Bett, das so hoch war, dass daneben extra ein kleines Treppchen stand. Der Hauptvorteil einer Übernachtung auf der Plantage war, dass wir das wunderschöne Gelände nach Toreschluss ganz für uns alleine hatten und die besondere Atmosphäre hier nun nicht von touristischem Stimmengewirr gestört wurde. So flanierten wir doch tatsächlich alleine über die 400 m lange Eichenallee, die die Plantage so besonders macht. Herrlich! Die Luft war sehr feucht, auf den Wegen standen Pfützen und knallrote Vögel hüpften und zwitscherten herum. So etwas Schönes hatten wir selten erlebt.
Doch irgendwann verspürten wir ein Hüngerchen und beschlossen, im nächsten Ort etwas zu essen, da das Restaurant auf dem Gelände bereits geschlossen hatte. Mit unserem weiterhin überforderten Navi, sollte dies eine spannende Fahrt werden (und aus dem Hüngerchen ein großer Kohldampf). Durch dampfendes Sumpfgebiet in völliger Dunkelheit sahen wir nach einer gefühlten Ewigkeit endlich die Lichter der Zivilisation. In einem Supermarkt kauften wir unser Abendessen und zuckelten wieder zurück durch die Bayous. Wäre uns auch noch "das Ding aus dem Sumpf" vors Auto gelaufen, hätte uns das auch nicht mehr gewundert...
Nach Mac&Cheese und anderen Scheußlichkeiten erklommen wir schließlich mit dem Treppchen unser Bett ( für Hochsprung waren wir zu vollgefressen).
Hier noch ein paar Bilder unseres Guest Cottages und dem wunderschönen Anwesen:
Nach einem ganz ganz leckeren Frühstück mit frischem Rührei bei Dixielandmusik und einem schönen Blick auf die Antebellumvilla, schlenderten wir ein letztes Mal durch den Park und über die Eichenallee. Dann mussten wir uns auch schon wieder von diesem wunderschönen, nostalgischen Ort verabschieden. Der große Besucherparkplatz füllte sich bereits und uns kamen immer mehr Reisebusse entgegen. Was waren wir froh, Oak Alley fernab des Tourirummels erlebt haben zu dürfen. Das machte Anfahrt und abendliche "Futtersuche" mehr als wett, so dass wir eine Übernachtung auf einer Plantage mehr als empfehlen können.
Was wir hingegen nicht unbedingt empfehlen können, ist kurz vor dem Independence Day nach New Orleans zu fahren. Bereits nach 52 mi erreichten wir die Metropole am Mississippi und es war hier rappeldicke voll. Obwohl wir mehr als rechtzeitig gebucht hatten, bekamen wir die letzte Abstellkammer im eigentlich sehr hübschen Hotel "St. Pierre" mitten im French Quarter. Als wir uns beschwerten, bekamen wir nur zu hören, dass wir ja froh sein könnten, überhaupt noch ein Zimmer bekommen zu haben, da die Stadt komplett ausgebucht sei. Aber was heißt denn "noch", wenn man bereits ein Dreivierteljahr vorher gebucht hat ?! So mussten wir wohl oder übel zwei Nächte in diesem Loch verbringen und das sollte nicht das einzige Ärgernis bleiben, denn nachdem uns ein netter Hotelpage das Gepäck die schmale, steile Treppe in unser Dachgeschoss hinaufgeschleppt hatte, mussten wir erfahren, dass auch der hoteleigene Parkplatz überfüllt sei. So mussten wir ca. 2 km vom Hotel entfernt auf einem öffentlichen Parkplatz parken und in regelmäßigen Abständen den Automaten füttern. Was für ein toller Start! Etwas grummelig marschierten wir daraufhin durch das French Quarter. Schnell war die Enttäuschung erstmal verflogen, denn New Orleans ist eine tolle Stadt. Schwitzend (38°C) erkundeten wir diesen ältesten historischen Stadtkern der USA. Typisch für die Gebäude der Altstadt sind die verzierten Balkon- und Arkadengitter. An jeder Ecke unterhielten Straßenmusiker die zahllosen Touristen, so dass wir nicht schnell vorankamen, da wir ihnen einfach zuhören mussten, so gut und unterschiedlich waren sie. Irgendwann erreichten wir dennoch das Zentrum des French Quarters, den Jackson Square. Den Platz überragt die weiße St. Louis Cathedral, die älteste Kathedrale der USA.
Durch die kleine Pirate Alley zogen wir weiter durch das schöne Vieux Carré, wo wir das besondere Flair auf uns wirken ließen. Wir stöberten in einem Tabasco-Shop und warfen einen Blick in die wohl urigste Kneipe, die man sich vorstellen kann, den "Lafitte's Blacksmith Shop", wo wir auch noch etwas von der WM mitbekamen. Die Kneipe befindet sich in einer alten Schmiedewerkstatt in einem Fachwerkhaus, das den Piraten Jean und Pierre Lafitte gehörte. Die wilden Gelage kann man sich vorstellen... Auch kamen wir an verschiedenen Geschäften vorbei, die sich ganz dem Voodoo-Kult verschrieben hatten, der hier sogar mit dem stark vorherrschenden Katholizismus verbunden wurde. Die bekannteste Voodoo-Priesterin aller Zeiten, Marie Laveau, ist immer noch allgegenwärtig.
Am French Market bestaunten wir die feilgebotenen typischen New Orleans-Souvenirs, wie Mardi Gras-Masken und Plastikperlenketten, die bei diesem Karneval statt Karmelle von den Wagen und aus den Fenstern geworfen werden und auch immer noch in vielen Bäumen hingen.
Hier sind die Beweisbilder:
Neben dem French Market steht eine goldene Statue der Jeanne d'Arc, durch die die Verbundenheit zu Frankreich und insbesondere der namensgebenden Schwesterstadt Orléans zum Ausdruck gebracht wird. Auch heute noch bilden die Kreolen, die Nachkommen der ersten französischen Siedler, die Elite der Stadt und viele französische Begriffe haben sich erhalten. Ein kulinarisches Exempel hierfür ist das "Café du Monde" an der Ecke des French Markets, wo Beignets und Café au lait zum Verweilen einladen.
So durchquerten wir das gesamte French Quarter bis zur Canal Street, die die Altstadt vom Central Business District trennt. In einer Nebenstraße lag das "House of Blues", in dem wir zu Abend aßen. Es war hier so laut, dass wir uns kaum unterhalten konnten. In voller Lautstärke war die Jazzmusik echt nervig. Wir kosteten Cajun Cooking und bestellten eine Portion Jambalaya, ohne genau zu wissen, was man uns kredenzte. Ich gehe davon aus, dass es Hühnchen war, es kann aber durchaus auch Alligator gewesen sein; durch die Schärfe und Gewürzvielfalt konnte man es nicht herausschmecken. Es war ganz lecker, aber wird kein neues Lieblingsessen...
Über die Bourbon Street ging es dann zurück zum Hotel. Die Bourbon Street wird abends zur Fußgängerzone, in der sich Bars und Clubs aneinanderreihen. Es ist die freizügigste Straße der USA; hier darf öffentlich Alkohol getrunken werden und ich muss schon sagen: Sie steht auch sonst der Reeperbahn in nichts nach... Wir blieben noch ein wenig dort, hörten Musik und "guckten Leute". Erst spät kehrten wir in unser Hotel zurück, wo wir eine wenig erholsame Nacht verbrachten. Wir meckern echt nicht viel (wirklich nicht!), aber dieses Zimmer war eine Katastrophe. Das Bett war unter eine Schräge gequetscht und sehr schmal. Dennoch lief man nicht Gefahr, sich gegenseitig rauszuschubsen, da links und rechts kein Platz war. Man konnte nur über das Fußende ein- und aussteigen. Auch das Bad war winzig, so dass man sich auf Klo am Waschbecken stieß und umgekehrt. Sich nach dem Duschen darin abzutrocknen war ein unlösbares Problem, da man eher die Wände trocknete als sich selbst. Im Zimmer selbst war es jedoch zu gefährlich, da die Steckdosen freilagen. Die Klimaanlage vor dem Fenster machte einen Heidenlärm, kühlte aber nicht. Und über uns hörte man permanent jemanden eine Treppe hoch laufen, obwohl wir doch schon direkt unter der Dachschräge lagen...!? Alles sehr kurios.
Nach einer unruhigen Nacht und einem kurzen Frühstück gingen wir an kleinen bunten kreolischen Häusern vorbei zu dem Parkplatz, auf dem (hoffentlich noch) unser Auto stand. Heute wollten wir von New Orleans noch etwas mehr sehen, als wir fußläufig erreichen konnten. So fuhren wir in den Garden District, in dem wunderschöne Villen in prächtigen Gärten standen. Das Kontrastprogramm bot sich schließlich nicht weit entfernt in einem ärmeren Vorort der viertgrößten Stadt der USA. Hier waren immer noch Spuren des Hurricans "Katrina" zu sehen, dennoch schienen immer noch Menschen in den notdürftig reparierten und zum Teil sogar vernagelten Häusern zu leben. Auch das ist Amerika, das Land der Extreme. Da wir weder die privaten Villen im Garden District fotografieren durften, noch die zerstörten Häuser aus Respekt vor den Leuten fotografieren wollten, gibt es im Folgenden ein paar kreolische Häuser zu sehen:
Im Garden District befindet sich der sehr schöne Audubon Park mit Teichen und gepflegten Rasenflächen. Besonders idyllisch waren die großen, alten, mit Spanish Moss bewachsenen Eichen, die an den Wegen standen. Das für die feuchtwarme Südstaatenregion typische Spanish Moss hatten wir in der Menge bisher noch nirgends gesehen.
Nach einem kleinen Spaziergang in dem ruhigen Audubon Park ging es wieder zurück zum Hotel. Zum Glück fanden wir wieder einen Stellplatz auf unserem alten Parkplatz. Da entdeckten wir in geringer Entfernung einen Friedhof. Eigentlich kein Ort, den man gerne besucht, doch sind die Friedhöfe in New Orleans etwas ganz Besonderes. Sie werden hier "Cities of the Deads" genannt, da sie kleinen Städten ähneln. Die Gräber sind überirdisch angelegt und die größeren Anlagen sind sogar von Straßen durchzogen, damit man bequem mit dem Auto zum Grab fahren kann. Das gibt es auch nur in Amerika!
In allen Reiseführern steht, dass man die urbanen Friedhöfe nur in größeren Gruppen oder im Rahmen geführter Touren besuchen sollte, da es in diesem Gewirr von Mausoleen und imposanten Grabmonumenten häufig zu Überfällen kommt. Aber es war ja hellichter Tag und wir wollten nur einen kurzen Blick durch den Eingang werfen. Nun guckten wir nach diesem kurzen Blick doch etwas genauer, gingen einen Schritt nach rechts, dann ein paar Schritte nach links... und plötzlich war der Eingang nicht mehr zu sehen. In diesem Gräberlabyrinth war er auch gar nicht mehr so leicht wiederzufinden. Na toll, da standen wir nun und sahen auch noch ein paar Gestalten, die hier bestimmt keine Angehörigen besuchen wollten. Zudem bekommt man ja die wildesten Gedanken an so einem Ort: Räuber, Voodoo, Schritte in der Nacht auf der Treppe ins Nichts... Sonst eher von der gemütlichen Sorte, verließen wir jetzt wehenden Hauptes die "City of the Deads" und eilten zum Hotel, um den Angstschweiß abzuduschen...
Für den Abend hatten wir eine "Jazz Dinner Cruise" auf dem Mississippi gebucht. Wie es sich für solch einen besonderen Anlass gehört, schmiss ich mich in mein kleines Schwarzes und freute mich auf einen romantischen Ausklang unseres New Orleans-Aufenthalts. Zu Fuß ging es durch das French Quarter Richtung Ole Man River. Auf dem Flussdeich verläuft die Promenade "Moonwalk", die bis zur Jackson Brewery führt, einer ehemaligen Brauerei, die zu einer Shopping Mall umgebaut wurde.
Gleich hinter der Jackson Brewery befand sich der Anleger der "Natchez", auf der unser Jazz Dinner stattfinden sollte. Schon von Weitem war die lange Schlange unserer Mitcruiser zu sehen. Beim Näherkommen wurden dann die Shorts und Turnschuhe sichtbar. Madame war völlig overdressed! Doch für das Ambiente auf dem alten Schaufelraddampfer fand ich mich dann doch wieder passend gekleidet (und alle anderen nicht, so...!). Wir sicherten uns einen Platz an Deck und wollten mit dem Südstaatendrink schlechthin auf diesen Abend anstoßen: ein "Mint Julep" aus Bourbon, Ginger Ale und Minzlikör sollte es sein. Zwar stand er auf der Karte, doch war der Minzlikör aus. Männo! Naja, die Alternative war auch lecker.
Mit lautem Tuten setzte sich die "Natchez" in Bewegung. Die Jazzband untermalte die Fahrt mit (im Gegensatz zum "House of Blues") sehr angenehmer Jazzmusik, begleitet vom Rauschen des Schaufelrads. Unter Deck genossen wir dann Creole Cuisine. Köstlich! Das Schiff setzte unterdessen seine Fahrt in den Sonnenuntergang fort. Doch geht alles Schöne ja bekanntlich immer besonders schnell vorbei. Zu bekannten Liedern wie "Down by the Riverside" und Ähnlichem schipperten wir schließlich wieder auf die mittlerweile beleuchtete Skyline New Orleans' zu. Was für ein unvergesslicher Abend!
Nun lag nur noch ein ziemlich langer Fußmarsch zum Hotel vor uns, den wir mit einem Bummel über die Bourbon Street verbanden. War sie nachmittags schon gut besucht, gab es jetzt kaum noch ein Durchkommen. Die Bars waren rappeldicke voll und viele Besucher auch... Berittene Polizei überwachte das Gewimmel. Es war trotzdem sehr spaßig hier, aber irgendwann musste ich aus meinen Pumps (!) raus und wir (bzw. Madame) humpelten das letzte Stück zum Hotel zurück. Schließlich sollte es am nächsten Morgen schon früh wieder weiter gehen. Um die letzte Nacht in unserem wenig heimeligen Zimmer zu überstehen, gönnten auch wir uns noch einen Schlummertrunk aus der hier üblichen neutralen Tüte.
Im Folgenden aber noch einige Impressionen aus dieser einmaligen Stadt am Mississippi:
Am 04.Juli, dem Independence Day, verließen wir New Orleans. Vor uns lagen nun über 240 Meilen Fahrt. Wegen des Nationalfeiertags waren die Straßen leer und wir kamen zügig voran. Unser nächstes Ziel war Fort Walton Beach in Floridas Panhandle. Mit Verlassen Louisianas erreichten wir jedoch zunächst Alabama. Gut vorbereitet wie wir immer sind, wurde sogleich "Sweet home Alabama" in Endlosschleife ins CD-Fach geworfen.
Natürlich mussten wir auch wenigstens einmal Alabamas Boden betreten. So kurvten wir durch das recht unattraktive Mobile, um einen ansprechenden Platz zum Beinevertreten zu finden, aber irgendwie war alles öde und leer. Hm, schnell im Reiseführer nachgeschlageen und als nächst gelegenen Tipp das Fort Condé herausgesucht. Naja, wenigstens war hier das Welcome Center geöffnet, wo wir gleich von den freundlichen älteren Herrschaften, die hier als Volunteers für Besucherfragen zur Verfügung standen, in ein Gespräch verwickelt wurden. Das war nett und wir waren immerhin mal in Alabama...
Am frühen Nachmittag erreichten wir dann unser Übernachtungsziel in Fort Walton Beach. Unser Hotel lag direkt am fantastischen langen Strand der Emerald Coast. Erleichtert stellten wir fest, dass der Strand nicht von der Ölkatastrophe durch das Leck der "Shell"-Bohrinsel verunreinigt war. Strahlend weiß empfing er uns, trotz des wie so häufig bedeckten Himmels. So einen weichen Sand hatten wir in ganz Florida noch nicht gesehen! Er fühlte sich an wie Puderzucker, dazu noch das smaragdgrüne Meer, das diesem Küstenabschnitt zu seinem Namen verhalf... Da mussten wir jetzt erstmal zum Erfrischen hinein. Endlich waren wir am (und im) Golf von Mexico!
Nachdem wir uns ein wenig am weißen Quarzsandstrand erholt hatten, fuhren wir über den Miracle Strip in das nur 6 mi entfernte Destin. Eine fast einen Kilometer lange Brücke führt über die Einfahrt in die Choctawhatchee Bay in "The world's luckiest fishing village", wie das Ortsschild verhieß. Direkt hinter der Destin Bridge flanierten wir durch die Harborwalk Marina, wo bereits alles für das große Feuerwerk am Abend vorbereitet war. Die Aussichtsterrassen der zahllosen Bars und Restaurants boten einen schönen Blick auf die Hafenbucht und die gegenüberliegenden schneeweißen Strände Okaloosa Islands. Doch wurde hier deutlich, dass "Shell" dieses diffizile Ökosystem doch getroffen hatte, da einige Volunteers immer noch dabei waren, den Quarzsand von Ölklumpen zu befreien. Zwar war dieser wunderschöne Küstenstreifen wohl vom Schlimmsten verschont geblieben, doch konnte man angesichts des grundsätzlichen Ausmaßes der Katastrophe nur traurig und wütend werden. Dieser Anblick trübte zwangsläufig die Vorfreude auf die abendlichen Feierlichkeiten.
Dennoch mussten wir die Gelegenheit nutzen, den Independence Day mit den Einheimischen zu zelebrieren. Nach Sonnenuntergang startete das Programm am Harborwalk mit Livemusik. Von einer Außenterrasse des Emerald Grande Resorts hatten wir einen guten Blick auf das bunte Treiben. Als die Band die Nationalhymne spielte, erhoben sich alle und sangen mit. Dann folgte das grandiose Feuerwerk begleitet von allen patriotischen Liedern, die die Popmusik zu bieten hat. Begeistert fühlten wir uns vor dieser Kulisse mehr als Amerikaner als als Deutsche. Wir hatten uns von der Stimmung total anstecken lassen. Mit dem letzten Ton des Feuerwerks brach plötzlich der Himmel auf. Es goss wie aus Eimern und donnerte dermaßen, dass alle fluchtartig das Weite suchten. Schade, dass dieser besondere Tag ein so abruptes Ende fand. Aber schön war's allemal!
Am 05.Juli lagen gut 200 mi Fahrt durch das nördliche Florida vor uns. Immer entlang der Golfküste sollte unsere Reise uns heute bis nach Apalachicola bringen. Einen ersten Zwischenstopp legten wir in Seaside ein. Seaside ist eine erst 1981 gegründete Retortenstadt, die wie eine Filmkulisse wirkt. Hier ist alles hell, freundlich und sehr sauber. Die Häuser sind in Pastellfarben gestrichen und von weißen Zäunen begrenzt. Doch wirkt diese Vorzeigestadt nicht nur wie eine Filmkulisse, sondern diente tatsächlich bereits mehrfach dazu. Besonders eindrucksvoll in dem Film "Truman Show" mit Jim Carrey, in dem der Ort "Seahaven" hieß. Wer den Film kennt, dem werden die folgenden Bilder bekannt vorkommen:
Nächster Stopp unserer Fahrt entlang der Emerald Coast war Panama City Beach, das neben Orlando meistbesuchte Reiseziel Floridas. Schon von Weitem konnte man die riesigen Bettenburgen erkennen, die den Blick auf den Strand versperrten. Die hohe Frequentierung ist wohl vorwiegend den alljährlich im März aus allen Teilen der USA anreisenden Spring Breakern geschuldet, die den Ort regelmäßig zur Partyzone machen. Nüchtern betrachtet ist Panama City Beach nicht attraktiv. Wir hielten am Shopping- und Entertainmentcenter "Pier Park", wo wir uns ein wenig die Beine vertraten. Dann hielt uns hier aber wirklich nichts mehr.
Immer unspektakulärer wurde die Küste je näher wir Apalachicola kamen, einem alten Hafenstädtchen an der Mündung des gleichnamigen Flusses. Es wurde als einer der hübschesten Orte an der Küste des Panhandle angepriesen, doch machte es einen eher tristen Eindruck auf uns. Die Straßen waren menschenleer und auch die Häuser wirkten verlassen. Aber Apalachicola ist die Austernhauptstadt der USA. Das mussten wir probieren. In einem kleinen familiären Restaurant (siehe Foto) bestellten wir mit Parmesan überbackene Austern. Sie waren köstlich! Dafür lohnte sich der Besuch in diesem kleinen Ort, der primär von eben diesen Austernfischern bewohnt wird. Satt und zufrieden gingen wir in unser Hotel (was dieses Mal ein einfaches "Best Western" war) und freuten uns auf den nächsten Tag, an dem es hoffentlich mal nicht dauernd regnen würde...
Juchhu!!! Am 06.Juli schien schon morgens die Sonne! Das passte perfekt zu unserem Plan, heute auf der Fahrt nach Tallahassee einen Stopp im Wakulla Springs State Park einzulegen. Die Wakulla Springs sind die ergiebigsten Quellen Floridas und eine der größten Süßwasserquellen der Welt. Da die Gesamtstrecke von Apalachicola nach Tallahassee nur 75 mi beträgt, würden wir genug Zeit für eine Bootsfahrt auf dem Wakulla River haben. Und das war ein wirklich lohnendes Vorhaben. Schon vor der Bootsfahrt bot sich ein Highlight, das mir fast entwischt wäre. Nach einem prophilaktischen Besuch des WCs, sah ich auf dem Rasen ein kleines graues Etwas geschäftig in der Erde wühlen. Ein Gürteltier! Nur hatte mein Mann die Kamera und war schon Richtung Bootsanleger vorgegangen. Lautes Gröhlen hätte jedoch das Tier vertrieben, so dass ich wild gestikulierend meine Kamera einfordern musste. Zum Glück habe ich das Gürteltier nach kurzer Verfolgung noch erwischt. Nun werde ich eben künftig die Kamera auch mit zum Klo nehmen. Besser is..
Doch es sollte nicht nur bei dem Gürteltier bleiben. So fuhren wir mit einem Boot durch unberührten Florida-Dschungel, der sogar schon den ersten drei "Tarzan"-Filmen als Kulisse diente. Hier soll auch der Tarzanschrei entstanden sein, da das kristallklare Quellwasser sehr kalt ist...Wir sahen auf der Tour mehr Alligatoren als in den Everglades 2007. Doch das absolute Highlight war, als der Kapitän sagte, dass direkt neben dem Boot Manatees zu sehen seien. Das hätte er mal lieber nicht gesagt, denn geierig wie ich dann immer gleich werde, sprintete ich ohne Rücksicht auf Verluste an allen vorbei Richtung genannter Stelle und riss dem armen Captain fast das Mikrofonkabel aus der Hand. Irgendwie peinlich, aber ich habe die Seekuh samt Kalb erwischt und das war mir die Hauptsache. In diesem Naturparadies können die Manatees unbeschwert leben, ohne Gefahr zu laufen, von Schiffsschrauben oder Jetskies verletzt zu werden. Ein beruhigender Gedanke, dass der kleine graue Riese hier entspannt groß werden kann.
Schweren Herzens mussten wir uns wieder von diesem Naturparadies und seinen Bewohnern verabschieden, um unsere Fahrt nach Tallahassee fortzusetzen. Hierbei mussten wir uns nicht hetzen, denn die Hauptstadt Floridas war nur eine halbe Stunde Fahrzeit entfernt. Mitten in der Altstadt bezogen wir unser wirklich schönes "Doubletree"-Hotel, wo wir einen ganz leckeren warmen Begrüßungscookie bekamen. Weil wir den ganzen Tag noch nichts gegessen hatten, wurde ich unvorsichtig vor Gier und las mir die Inhaltsstoffe nicht durch. Toll: Mit Nüssen! Da war sie nun, die allergische Reaktion. Das stark gechlorte Leitungswasser schien zur Linderung ungeeignet. Was nun? In unserer Not fuhren wir zum nächstgelegenen Lokal, um die Symptome mit fester Nahrung zu bekämpfen. Ein Steak im "Red Lobster" wirkte Wunder. Glück gehabt!
Danach schlenderten wir noch durch die Stadt, in der außer uns kaum jemand unterwegs war. Obwohl in Florida gelegen, hat Tallahassee mit Städten wie Miami oder Orlando nichts gemein, sondern versprüht das klassische Südstaatenflair mit schönen Alleen und Villen. Gar nicht zum Gesamtbild passt dabei das New State Capitol, das Downtown überragt und deshalb immer ins Auge fällt.
Abends planschten wir noch ein wenig im Hotelpool auf der Dachterrasse, wo wir ein sehr nettes deutsches Paar kennenlernten, das unsere Tour in anderer Richtung fuhr, so dass wir mit ihnen noch bis in die Nacht Erfahrungen austauschten und uns gegenseitig Tipps gaben.
Auch am 07.Juli machte der Sunshine State seinem Namen wieder alle Ehre. So fuhren wir die knapp 210 mi bis St. Augustine bei bestem Wetter. Die Stadt am Atlantik ist die älteste von Europäern gegründete Stadt der USA. Viele Häuser in der Altstadt stammen noch aus der spanischen Kolonialzeit. Die historische Innenstadt betritt man durch das alte Stadttor an der St. George Street, wo man das Oldest Wooden Schoolhouse aus dem 18. Jahrhundert besuchen kann. In unmittelbarer Nähe befindet sich auch das Spanish Quarter Living History Museum mit Wohnhäusern und Gewerken aus der Kolonialzeit. Am Ende der historischen Altstadt befindet sich am Ufer des Mantanzas River das aus Muschelgestein erbaute Castillo de San Marcos, die älteste erhaltene Festung der USA. Ebenfalls sehr sehenswert (wenn auch neueren Ursprungs) ist das imposante Flagler College an der King Street. Am südlichen Ende der Innenstadt steht in der St. Francis Street das vermeintlich älteste Haus der USA, das kurz nach 1600 erbaute Gonzáles-Alvarez House. St. Augustine lohnt in jedem Fall einen Besuch, ist es doch einer der wenigen Orte in den USA, dessen Geschichte noch bis ins 16. Jahrhundert zurückverfolgbar ist.
Über die mit Löwenfiguren verzierte Bridge of Lions fuhren wir nach St. Augustine Beach auf Anastasia Island, wo wir ein Hotel direkt am schönen Strand hatten. Den Rest des Tages verbrachten wir dann am und im Wasser, beobachteten die Pelikane beim Fischfang und spazierten begleitet von einem gefiederten Gesellen am Strand entlang. Viel zu schnell ging ein sonniger, interessanter und doch entspannter Tag zu Ende.
Hier noch ein paar Strandimpressionen:
Der 08.Juli stand ganz im Zeichen des Rennsports. So ging es zur nach Indianapolis legendärsten Autorennbahn der USA: dem Daytona International Speedway. Die "Daytona 500 Experience" gleich neben dem Speedway ist eine Mischung aus Themenpark und Rennsport-Museum mit interaktiven Ausstellungsbereichen und unzähligen NASCARS. Auf dem Speedway nahmen wir an einer Führung teil, bei der wir mit einem offenen Bus direkt über die komplette Rennstrecke brausten. An der Victory Lane, wo noch der Reifenabrieb des Siegers des letzten Pepsi 400-Rennens auf dem Boden klebte, wurde ein Fotostopp eingelegt. Die Besichtigung des Geländes war für mich nicht ganz so spannend wie für meinen autobegeisterten Mann, dennoch ist der Besuch durchaus empfehlenswert.
Eine weitere Besonderheit Daytonas ist der Strand. Über die Pier am Ende der Main Street darf man ihn gegen eine Gebühr von 5$ mit dem Auto befahren. Wo wir schon mal da waren, cruisten auch wir (wenn auch mit schlechtem Gewissen gegenüber der Natur) einmal am Wasser entlang. Hier bot sich uns ein skurriles Bild amerikanischer Strandkultur. So sonnten sich die Leute dicht gedrängt zwischen den parkenden Autos oder auf den Ladeflächen ihrer Pickups. Naja, wem's gefällt...
Am 09. Juli verließen wir das sonnige Florida in Richtung Savannah, Georgia. Die 182 mi führten uns in die Nähe von Jekyll Island, der Insel der Reichen, wo die Rockefellers, Astors und Vanderbilts residierten. Doch ihre Villen waren nicht unser Ziel, uns lockte der Driftwood Beach. Von diesem Strand waren wir sehr begeistert; er war über und über mit abgestorbenen Bäumen gespickt, wodurch sich mit jedem Schritt neue reizvolle Motive boten.
Aber seht selbst:
Am Nachmittag kamen wir schließlich in Savannah, der Southern Belle, in Georgia an. Hier bezogen wir das sehr schöne "Inn at Ellis Square" am Rande der Altstadt aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Die goldene Kuppel der City Hall zeugt noch heute vom Reichtum des einst wichtigsten Baumwollumschlagsplatzes der USA. Als perfekter Ausgangspunkt für eine Erkundung des Historic District wurde uns die Bull Street empfohlen. An ihr liegen fünf Squares, von denen es in der Stadt insgesamt 24 gibt, was mit den besonderen Reiz Savannahs ausmacht. Die Squares sind üppig bepflanzte Grünanlagen mit schattenspendenden Bäumen und Brunnen. Wir wollten unbedingt den Chippewa Square aufsuchen, auf dem im Film "Forrest Gump" die Parkbank stand, auf der Tom Hanks den Passanten seine Geschichte erzählte. Leider gab es hier weder eine Bank noch einen Verweis auf den Film, dennoch hielten wir uns noch ein wenig unter den schattigen Bäumen des Platzes auf. Danach marschierten wir die Bull Street zurück zum Factor's Walk und gingen durch eine steile Kopfsteinpflastergasse hinunter zum Savannah River, wo in den Lagerhallen und Warenhäusern nun Restaurants, Cafés und Geschäfte zum Verweilen einladen. Unser Hotel lag direkt oberhalb der Riverfront.
Am Abend machten wir noch einen Abstecher nach Tybee Island, wo wir im "The Crab Shack" essen wollten. Die 18 mi von Savannah führten durch eine schöne Marschlandschaft und schließlich über eine Hochbrücke, hinter der sogleich das angepeilte Seafood-Restaurant direkt am Wasser lag. Der Blick auf den Parkplatz ließ schon nicht Gutes erahnen: Diesen Plan hatten heute viele. Wir sahen uns kurz auf dem Gelände um und ich entdeckte ein Gehege mit kleinen Alligatoren, die von Kindern mit Angeln mit kleinen Fleischstückchen gefüttert werden konnten. Och nö, Tiere als Zeitvertreib für Kinder finde ich ja ganz blöd. Zwar sah das Restaurant als solches ja wirklich einladend aus und auch die Speisekarte war sehr verlockend, aber so unbedingt wollte ich hier jetzt gar nicht mehr mein Geld loswerden. So fuhren wir durch das Marschland wieder zurück nach Savannah, wo wir zufällig eine Filiale unses geliebten "Cracker Barrel" entdeckten. Der Abend war gerettet!
Am 10.Juli ging es weiter nach Charleston in South Carolina, wo wir erst zur Dämmerung eintrafen. Das lag daran, dass wir die 150 mi mit einigen Zwischenstopps "garnierten", die uns im Vorfeld angepriesen wurden. So galt unser erster Stopp Hilton Head Island, wo wir jedoch über eine schöne Promenade nur kurz zum Strand liefen. Als Urlaubsort für Ruhesuchende oder gut betuchte Rentner mag es hier das Paradies sein. Der zweite Stopp war Beaufort auf der durch Brücken mit dem Festland verbundenen Insel Port Royal. Hier gab es viele sorgsam restaurierte Häuser aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Wirklich ein netter und gepflegter Ort.
Aber wir hatten noch einen weiteren Stopp geplant...
Bereits kurz vor den Toren Charlestons am Ashley River statteten wir der Magnolia Plantation einen Besuch ab. Die ehemalige Reisplantage befindet sich seit über 300 Jahren in Familienbesitz und beeindruckt durch den vermutlich schönsten Garten der Südstaaten. An der Plantagenzufahrt befinden sich zudem die Audubon Swamp Gardens, die man auf Stegen überqueren kann. Uns reichte der Blick von der Zufahrtstraße. Der Besuch des Gartens und des Herrenhauses im Greek Revival Style war ein lohnendes wenn auch nicht ganz billiges Vergnügen. Wer sich für Pflanzen und GaLa-Bau interessiert ist hier genau richtig.
Schon beim Verlassen der Magnolia Plantation verschlechterte sich das Wetter. Mit jeder Meile, die wir uns Charleston näherten wurde es schlimmer: Grau in Grau und starker Regen. Schnell checkten wir in unser Hotel "The Francis Marion" ein. Das Hotel war sehr schön und zentral gelegen, weshalb wir trotz des miesen Wetters wenigstens noch zu Fuß ein wenig die Gegend erkunden wollten. Leider war dies unter den Umständen kein Vergnügen, doch sollte es am nächsten Tag schon wieder weitergehen und wir wollten wenigstens ein Bisschen von Charleston sehen. Schade, denn die 1670 auf einer Halbinsel zwischen Ashley und Cooper River gegründete und damit älteste Siedlung South Carolinas gilt als Traumstadt des alten Südens. Hier spielte uns nicht nur das Wetter übel mit, sondern auch die Reiseplanung: Wir hatten einfach zu wenig Zeit. Mit den ersten Blitzen schafften wir es gerade noch rechtzeitig zurück ins Hotel, bevor der Himmel alle Luken öffnete und ein heftiges Gewitter losbrach. Von unserem Zimmer aus sahen wir die ganze Nacht die Silhouetten der Statuen eines direkt gegenüberliegenden Parks im Blitzlicht. Auch der nächste Morgen verhieß zunächst nichts Gutes, da die Statuen nun durch den anhaltenden heftigen Regen und die dunstige Luft nur schemenhaft zu erkennen waren. Na toll, das war unser Charleston-Besuch. Nach einem Frühstück im mit dem Hotel verbundenen "Starbucks", klarte es jedoch zum Glück etwas auf, so dass wir wenigstens die wunderschönen Häuser der South Battery im Sonnenschein bewundern konnten. Doch von mir aus hätte das Wetter nun ruhig schlecht bleiben können, dann hätten wir wenigstens bei unserer Abfahrt nicht gesehen, was wir alles Schönes verpasst haben. So ein Ärger! Nach Charleston müssen wir auf jeden Fall nochmal und dann nicht nur für eine Nacht. Wer hat's geplant...?
Es half alles nichts an diesem 11.Juli; wir mussten unsere Reise fortsetzen, schließlich hatten wir spontan kurz vor Reiseantritt nochmal für teuer Geld umdisponiert und drei Tage in den Great Smokey Mountains eingebastelt. Ein Zeitungsbericht brachte uns auf dieses Indianerland, das wir nun (koste es, was es wolle) besuchen wollten. So lagen nun statt wie ursprünglich geplant ein entspannter Bummel durch Charleston, 500 km Fahrt vor uns. Übernachtungsziel war Cherokee, die Hauptstadt der Qualla Boundary Cherokee Indian Reservation. Als die ersten europäischen Siedler Mitte des 18. Jahrhunderts in den südlichen Appalachen ankamen, lebten hier ca. 25000 Cherokee, die zunehmend ihres Landes beraubt wurden. Den Native Americans wurden durch Präsident Andrew Jackson Landrechte in Oklahoma garantiert, wogegen die Cherokee jedoch juristisch Einspruch erhoben und sogar Recht bekamen. Dennoch trieb die Armee sie auf einem 2000 km langen Fußmarsch nach Oklahoma. Dieser Auszug der Cherokee, bei dem viele von ihnen starben, ging als "Trail of Tears" in die Geschichte ein. Die Nachkommen derer, die die Vertreibung überlebten, leben heute als Western Band of the Cherokee in Oklahoma. Etwa 1200 Cherokee entgingen jedoch der Zwangsumsiedlung, indem sie in die Berge flohen. Später erkannte sie die US-Regierung als Eastern Band of the Cherokee an, die heute immer noch selbstverwaltet in der Qualla Boundary heimisch ist. Der "Trail of Tears" wird durch das im Mountainside Theatre aufgeführte Drama "Unto these Hills" lebendig erhalten.
Der Ort Cherokee ist sehr überschaubar mit nur 9000 Einwohnern und der Hauptstraße Drama Road, an der es viele Souvenirshops und einige Restaurants gibt. Hochwertige Mitbringsel sollte man im "Qualla Arts & Crafts Mutual" kaufen, wo es von Cherokee gefertigte Töpferwaren, Pfeilspitzen und Ähnliches gibt.
Wir besuchten das Oconaluftee Indian Village, eine rekonstruierte Cherokee-Siedlung aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, wo uns ein Cherokee anschaulich über das Leben seiner Vorfahren informierte und traditionelles Handwerk vorgestellt wurde. Am Ende führten Schauspieler und Cherokee noch einen Ausschnitt des Dramas "Unto these Hills" auf. Diesen Besuch kann man nur empfehlen und eigentlich auch fordern, damit das Schicksal der Native Americans nie vergessen wird.
Hier noch ein paar Bilder aus dem Ort Cherokee:
Am 12.Juli wollten wir unbedingt einmal auf dem Blue Ridge Parkway fahren, der direkt bei Cherokee beginnt. Insgesamt 755 km führt diese Panoramastraße von der Qualla Boundary bis zum Shenandoah National Park in Virginia durch die Appalachen. In seinem Verlauf folgt der Blue Ridge Parkway den Blue Ridge Mountains. Der schönste Streckenabschnitt liegt in seinem südwestlichen Drittel in North Carolina. Da waren wir ja genau richtig! Aber was war das? Schilder warnten wegen rutschiger Fahrbahn und schlechter Sicht vor dem Befahren der Straße. Nein, das wollten wir uns nicht vermiesen lassen und fuhren aller Warnungen zum Trotz auf das Gipfelplateau des Mount Mitchell. Ging doch! Und außerdem konnten wir ganz entspannt fahren und jederzeit halten, denn alle anderen hatten die Warnschilder befolgt. Alles hätte so schön sein können, hätten wir etwas von den Landschaftspanoramen, die der Reiseführer versprach, sehen können... Es schüttete mal wieder und wir schoben uns durch graue Suppe. Schönen Dank, Petrus! Ein paar Bilder haben wir trotzdem gemacht:
Wie es immer so ist, klarte es natürlich auf, just nachdem wir den Blue Ridge Parkway verlassen hatten. Wären wir deshalb nochmal zurückgefahren, hätte es sich bei unserem Glück sowieso wieder zugezogen... Also fuhren wir jetzt eben in die andere Richtung nach Gatlinburg in Tennessee. Die 53 km folgten wir der Newfound Gap Road quer durch die Great Smokey Mountains. Über den Wäldern dieser über 2000 m hohen Bergkette schwebt im Sommer stets ein bläulicher Dunstschleier, der dem Gebiet zu seinem Namen verhalf. Und tatsächlich: Die Wälder zeigten je nach Sonnenstand (in unserem Fall eher "Wolkenstand") die unterschiedlichsten Blauschattierungen auf. Neben der Straße plätscherte ein Bach und verlockte zu einem Päuschen. Und was war das für ein schönes Päuschen: Am Bachufer wuchsen riesige Rhododendren und es wimmelte von großen blauen Schmetterlingen. So etwas Schönes!
Am anderen Ende der Great Smokey Mountains erreichten wir schließlich Gatlinburg am Fuße des 2162 m hohen Mount LeConte. Gatlinburg wurde als europäisch wirkender Gebirgsort beworben. Wir wussten bis dahin noch gar nicht, dass Europa ein Rummelplatz ist... Der ganze Ort wirkte wie ein großer Freizeitpark, alles war bunt und laut. Überall musizierten oder posierten skurrile Gestalten, es gab Minigolfanlagen und Fahrgeschäfte an der Hauptstraße. Irgendwie passte das Ambiente so gar nicht zu den majestätischen, dunstigen, bewaldeten Bergen ringsum. Lange blieben wir dann auch nicht, da es auch schon dunkel wurde und wir ja den Weg durch das Gebirge wieder zurückfahren mussten. Wir aßen in Cherokee noch von einem schmuddeligen aber leckeren Buffet in einem Restaurant an der Drama Road und fielen dann müde ins Bett.
Am 13.Juli fuhren wir 260 km von Cherokee bis nach Atlanta, wo wir uns für die letzte Nacht ein Zimmer im "Ritz Carlton" gegönnt hatten. Wir wollten keinen schlechten Schlaf riskieren, da am nächsten Morgen der Flieger zurück nach Düsseldorf ging. Zum Abschluss unserer Reise kehrten wir im nahen "Hard Rock Café" ein, wo wir noch mit leckeren Cocktails auf unseren Urlaub anstießen. Mit der Folge, dass ich am Rückflugtag zwar ausgeschlafen aber ziemlich verkatert war. Auch nicht schön! Auf dem Weg zum Flughafen entdeckte mein Mann zum krönenden Abschluss noch einen Corvette-Händler, in dessen riesige Ausstellungshalle er unbedingt noch einen Blick werfen musste. Schwupps, kam ein Autoverkäufer und mein Mann saß Probe. Hätten wir nicht noch einen Termin mit Delta Airlines gehabt, hätte er bestimmt noch eine Probefahrt gemacht und bestenfalls den Kaufvertrag unterschrieben...
Doch irgendwann gab es keinen Aufschub mehr und unsere Reise endete endgültig auf dem größten Flughafen der Welt, wo sie 3 Wochen zuvor begonnen hatte...