Da habe ich doch mehr Bilder als eine Unterseite erlaubt. Naja, geht es jetzt eben hier weiter. Wir befinden uns immer noch mitten im Wilden Westen in New Mexico. Nachdem wir uns in Santa Fe alles angeschaut hatten, fuhren wir auf dem Turquoise Trail entlang der Sandia Mountains Richtung Albuquerque. Schon lange bevor die ersten Siedler in das Gebiet kamen, verarbeiteten die Indianer Türkise, die es in diesem Gebiet einst reichlich gab, zu Schmuck. Der weiße Mann witterte die Chance auf das große Geld und beutete die Gegend aus. Die Fahrt auf dem sogenannten Türkis-Pfad war landschaftlich schon recht reizvoll, was jedoch mehr an der Straße als solcher als an der Landschaft lag.
Cerillos soll die älteste aller Minen sein, doch die Türkisvorkommen sind längst erschöpft und der Ort ist völlig heruntergekommen. Filme wie z.B. "Young Guns" wurden hier gedreht, doch gab es außer einiger verlassener Gebäude nichts in dem winzig kleinen Ort zu sehen. Tatsächlich waren einige Häuser aber noch bewohnt, wenn auch völlig zugerumpelt. Ne, das war hier nichts für uns und so fuhren wir den Turquoise Trail weiter zum nächsten Ort.
Der nächste Ort, Madrid, machte da schon mehr her. Ein paar Künstler haben sich seiner angenommen und die Häuser durch allerlei Kunsthandwerk geschmückt und belebt. Auch die Tatsache, dass ein paar Szenen des Films "Wild Hogs" hier gedreht wurden, machte man sich zunutze, um das alte Diner am Leben zu erhalten, in dem sich nun allerdings ein Souvenirshop befindet. Ein Gang durch das durch ein Kohlebergwerk entstandene Dorf war ob der zu entdeckenden Kuriositäten interessant, zudem sich hierher auch mehr Leute verirrten, so dass der Ort nicht annähernd so verlassen wirkte wie das jämmerliche Cerillos.
Kurz hinter Madrid lugte ein seltsames Tier durch hohes Gras. Zunächst dachte ich, es sei eine große Ziege, bei genauerem Hinsehen stellte es sich aber als Rind heraus. Hatte uns hier schon die Hitze das Hirn ausgedörrt, dass man Ziege und Rind verwechselte? Als ich für ein Foto ausstieg, kamen die Rinder neugierig näher. So oft hielt bei ihnen anscheinend niemand an. Schnell ein paar Fotos gemacht und weiter ging die Fahrt.
Nach insgesamt ca.280mi, die wir an diesem Tag einschließlich des Abstechers nach Santa Fe und dem Turquoise Trail fuhren, erreichten wir schließlich Albuquerque, wo wir im "Best Western Rio Grande Adobe Inn" übernachteten. Das Hotel war sehr zentral an Old Town Albuquerque (wenn auch direkt unterhalb der Interstate) gelegen und sehr schön im Adobe-Stil gestaltet. So machten wir uns noch an diesem Tag auf in die Altstadt, die uns fast genauso gut gefiel wie Santa Fe und auch sehr ähnlich aussah. Im Welcome Center besorgten wir uns noch eine genaue Übersichtskarte, um am nächsten Tag gut zum wenig bekannten Kasha-Katuwe-Tent-Rock- Nationalpark zu gelangen. Die sehr nette ältere Dame im Visitor Center wirkte überrascht, als wir nach diesem State Park fragten und war augenscheinlich selber noch nie dort gewesen. Auf unserem Bummel durch die wirklich schöne wenn auch kleine Altstadt kamen wir an der Plaza, der Kirche San Felipe de Neri, sowie zahlreichen Restaurants, Kunstgalerien und Souvenirshops vorbei. Im größten Souvenirshop stöberten wir lange zwischen mexikanischen, indianischen und Wild West-Artikeln herum. Nach unserem Bummel durch die Altstadt aßen wir bei einem etwas auswärts gelegenen "Cracker Barrel", wo ich nach meinem Texas-Trauma statt Steak frittierte Hühnerleber aß. Abends saßen wir noch lange in der netten Außenanlage des Hotels und betrachteten die Bilder des Tages, die es auch für euch im Folgenden zu sehen gibt:
Am 11.Juli stand der Kasha-Katuwe-Tent Rock-Nationalpark auf unserem Programm, wofür wir uns mitten ins Indianerland begaben. Auf der Fahrt überquerten wir den Rio Grande, der hier jedoch nur ein kleines Rinnsal war. Zum Einen weil er in einem riesigen See gestaut wurde, zum Anderen weil es hier extrem heiß war. Bei der Einfahrt in den Park wurden Kennzeichen und Insassenzahl notiert und nachdrücklich darauf hingewiesen, genügend Wasser mitzuführen. Doch wir wollten unbedingt die kegelförmigen Felsen sehen, wofür man einen Marsch in den Slot Canyon unternehmen musste, da sich die namensgebenden Zeltfelsen im Inneren des Canyons befanden und nicht von der Straße zu sehen waren. So wanderten wir bei 40°C auf dem Canyon Trail vom Grund zum "Dach" des Canyons. Hierfür mussten wir zum Teil durch enge Felsspalten und über große Gesteinsbrocken klettern. Da die Felsen Schatten spendeten, war die Wanderung trotz der Hitze erträglich. Das letzte Stück des recht gut gekennzeichneten Weges war kaum noch als Wanderpfad zu erkennen, da Felsen und getrockneter Schlamm den Weg bedeckten. Überhaupt gab es an einigen Stellen noch feuchten Boden zu durchwaten. Vermutlich überschwemmte ein entfernt niedergegangener Regenguss die Slots. Da dies auch unvorbereitet und unvermutet geschehen kann, darf in Slot Canyons bei Regengüssen und Schneeschmelze nicht gewandert werden, da Sturzfluten in Windeseile alles unter Wasser setzen können. Kaum vorzustellen bei dem strahlend blauen Himmel und der sengenden Sonne, die hier an diesem Tage herrschte.
Die meisten Wanderer kehrten nach einem Blick auf die Tent Rocks wieder um, da der weiterführende Weg durch getrockneten Schlamm, Geröll und auch große Felsen kaum noch als solcher auszumachen war. Wir beschlossen jedoch bis zum endgültigen Ende des Trails weiterzugehen und sollten nicht enttäuscht werden. Auf dem Gipfel angekommen bot sich uns eine fantastische Aussicht auf den Nationalpark und das Umland.
Außer uns hatte nur ein weiteres Pärchen den Weg auf das Dach des Tent Rock-Parks gewagt und so genossen wir noch eine Weile die Ruhe und Einsamkeit in dieser wunderschönen Natur. Dann mussten wir jedoch wieder aufbrechen, da wir den gleichen Weg wieder zurückgehen mussten. Auch dieses Mal überkletterten wir Felsbrocken in den engen Slots, wobei es mir immer nicht so ganz geheuer war, in Felsspalten zu greifen, da es hier auch giftige Schlangen gab. Dennoch musste es zügig vonstatten gehen, da entgegenkommende Wanderer warten mussten, um selber voranzukommen, weshalb ich mir ja auch beim Klettern keine Blöße geben wollte. Und das bei der mir zu Hause stets nachgesagten miesen Kondition... Aber ich staunte wirklich über mich selbst, denn in Deutschland mache ich bei diesen Temperaturen wirklich keinen Schritt zu viel und hier wanderten wir den ganzen Tag in der Hitze. Ein Bisschen stolz war ich schon und schlug sogar forsch vor, doch auch gleich noch den anderen Trail abzulaufen. Unten angekommen, waren wir dann aber doch beide zu kaputt für dieses Vorhaben.
Stattdessen fuhren wir noch über eine sehr "rustikale" Straße ( mit einem tiefergelegten wenn nicht sogar normalem Pkw wäre hier kein Vorwärtskommen möglich gewesen ) zu einem Aussichtspunkt oberhalb des Parks, wo sich folgende Aussicht bot:
Nach diesem langen Marsch waren wir dann wirklich platt und fuhren durch die Wüstenlandschaft New Mexicos zurück zu unserem Hotel. In einem kleinen Ort entdeckten wir ein Post Office, wo wir endlich unsere Urlaubskarten abgeben konnten, die wir nun schon eine Weile durch die Gegend fuhren, da unser Zeitplan bisher nie mit den Öffnungszeiten übereinstimmte... Obwohl dieses Post Office ziemlich am A... der Welt lag, erreichten die ersten Karten schon nach drei Tagen ihren Empfänger. Abends aßen wir noch eine Kleinigkeit bei "Cracker Barrel" (ich wieder konsequent Hühnerleber) und gingen dann schon früh ins Bett.
Am 12.Juli verließen wir Albuquerque nach einem üppigen Burrito-Frühstück im Hotel. Gut gestärkt konnten die 450km bis Holbrook nun gefahren werden. Auf der Fahrt gerieten wir in ein heftiges Unwetter, das wir schon von Weitem sehen konnten. Als wir in Gallup am "El Rancho"-Hotel stoppten, gewitterte es zwar nicht mehr, doch war der Himmel noch wolkenverhangen. Das Hotel empfing uns im klassischen Westernstil und beeindruckte besonders durch seine urgemütliche Lobby, durch die schon John Wayne an die Bar geritten sein soll.
Begleitet von den lauten Warnsignalen der Züge, die den parallel zur Main Street verlaufenden Rangierbahnhof passierten, gingen wir ein paar Schritte durch die Grenzstadt, die jedoch nicht nur wegen des bedeckten Himmels einen eher tristen Eindruck vermittelte und nicht wirklich zum längeren Verweilen einlud.
Entlang schöner Fels- und Canyonlandschaften fuhren wir weiter durch die Hochwüsten bis zur Grenze Arizonas. Der spektakulär unter einer Felswand gelegene Souvenirladen "Chief Yellowhorse" schien mittlerweile verlassen. Dafür boten nur wenige Meter weiter Indianer Kunst und leider auch viel Krempel an. Hier im direkten Grenzgebiet von New Mexico und Arizona befanden wir uns mitten im Navajoland.
Direkt neben den Souvenirshops entdeckten wir eine Art Autofriedhof in spektakulärer Kulisse. Die verrostenden Oldtimer bildeten einen faszinierenden Kontrast zu den roten Felsen daneben. Obwohl es sich natürlich um eine Form von Umweltverschmutzung handelt, übte der Anblick doch einen gewissen Reiz aus und verlockte zum ausführlichen Fotografieren der zum Teil sogar zerschossenen Karosserien.
Direkt hinter der Grenze hielten wir am großen Arizona Welcome Center, wo wir wir uns neues Kartenmaterial besorgten. Schilder warnten davor, die gepflasterten Wege zu verlassen, da im Sand allerlei giftiges Getier lauerte. Während ich kurz auf meinen Mann wartete, raschelte es auch schon im dürren Gras. Zum Glück war es nur eine Eidechse, doch ich war jetzt lieber wachsam, wer weiß wer einen schon im Visier hatte... So ging es schließlich auf gerader Straße durch das Land der Naturschönheiten immer weiter gen Westen.
Von der Staatsgrenze bis zum ersten Highlight Arizonas waren es nur 50mi. Dann erreichten wir den Painted Desert Nationalpark. Hier leuchteten die sogenannten Badlands in den schönsten Pastellfarben. Verantwortlich für diese besondere Farbgebung der Steinlandschaft sind die im Gestein enthaltenen Mineralien. Wir kamen nur langsam voran, da wir natürlich an jedem Aussichtspunkt stoppen mussten, um einen Blick auf die wunderschöne Landschaft zu werfen.
Kurz bevor die Parkstraße die Interstate überquert, markieren ein Schild und ein alter Oldtimer den Verlauf der alten Route 66. Viel ist von ihr nicht zu sehen, da sie direkt durch die Interstate überbaut wurde.
Kurz nach Überquerung der IS-40 hielten wir am "Newspaper Rock", wo ein Park Ranger auf den besten Blick auf die insgesamt 600 Petroglyphen verwies. Diese Steinzeichnungen wurden vor ca. 2000 Jahren von den Indianern in die Felsen geritzt.
Danach ging es durch eine sich ständig verändernde, spektakuläre Landschaft. Von zunächst schwarzem (vermutlich Lavagestein) Boden, erhoben sich runde Felsen, die von lindgrün bis türkis schimmerten. Das sah wunderschön aus und ich konnte gar nicht verstehen, warum es hier keinen Haltepunkt gab. Schade, schade, schade! Nach einer Kurve war Halten dann wieder möglich, doch das Grün war nicht mehr zu sehen, stattdessen leuchteten die Felsen in Weiß-, Grau- und Rottönen auf trockenem, rissigem, grauem Boden.
Schließlich führte der Weg direkt in den Petrified Forest Nationalpark, wo wir schon bald einige versteinerte Baumstämme sahen. Vor ca. 250 Millionen Jahren stand in dieser Gegend ein riesiger tropischer Urwald, der durch gewaltige Erdbewegungen überschwemmt und von Erdschichten überdeckt wurde. Die Sedimente dieser Deckschicht zersetzten schließlich die Holzfasern und bedingten die Versteinerung der unter dem Gewicht zerbrochenen Baumstämme. Durch weitere Verschiebungen der Erdkruste kamen sie schließlich wieder an die Erdoberfläche. Und diese Fossilien aus der Saurierzeit lagen nun direkt vor unserer Nase.
Ein riesiges Stromsystem durchfloss das Gebiet. Von oben konnte man die Einkerbungen im Gelände, die das Wasser grub, erkennen. Mir schoss sofort der Begriff "Urstromland" durch den Kopf. Der Anblick des gewaltigen Tals war überwältigend und unwirklich zugleich. Nirgendwo waren Anzeichen von Zivilisation zu erkennen, es war absolut ruhig und heiß. Fast kam man sich vor wie auf einem anderen Planeten.
Der Park wird von einer einzigen 27 mi langen Straße durchzogen, an der über 20 Aussichtspunkte liegen, die wir natürlich alle anfuhren. Auch außerhalb der Aussichtspunkte hielten wir gelegentlich (verbotenerweise!) an, da die Ausblicke zu schön waren. Nur hatte ich mich irgendwie vertan, was Meilen und Kilometer anging, so dass wir der Tankanzeige beim stetigen Sinken zusehen konnten. Irgendwann wurde es schon bedenklich, so dass wir manchen Stopp doch lieber unterließen. Doch am Crystal Forest mussten wir noch einmal halten, zu besonders waren die willkürlich herumliegenden großen Baumstämme, die in allen Farben schillerten.
Als wir nach dem Crystal Forest über eine Kuppe fuhren, wurde uns das zu befürchtende Ausmaß der mi/km-Verwechslung bewusst: Weit und breit war nichts als Natur zu sehen, einzig das naturhistorische Museum war am Horizont erkennbar. So spritsparend wie möglich rollertern wir dorthin, aber auch hier gab es kein Benzin. Aaah! Das Navi zeigte die nächste Tankstelle in 14mi an, nun hieß es Daumendrücken. Aber ist erstmal der Wurm drin, dann bleibt er da auch: Eine Großbaustelle auf 5mi Länge zwang zum Stoppen. Mein Mann bereitete die hinter uns Wartenden schon mal darauf vor, eventuell die Straße weiter zu blockieren, aber hilfsbereit wie unsere lieben Amerikaner nun einmal sind, boten sie im zu erwartenden worst case ihre Unterstützung an. Zum Glück erreichten wir mit dem letzten Milliliter Sprit die Tankstelle (und sie hatte sogar auf...!) Das war ja gerade nochmal gut gegangen. Fortan wird also vor jedem Naturerlebnis nochmal ordentlich vollgetankt. Ach so: Die Tankstelle befand sich übrigens in Holbrook, unserem Übernachtungsziel an diesem Tag. Der große "Rock Shop" direkt neben der Tankstelle hatte hingegen leider schon geschlossen ( heute lieber so als andersherum...), sonst hätte man dort legal, weil außerhalb des Parks gesammelt, Petrified Wood als Souvenir kaufen können.
In Holbrook übernachteten wir im "Best Western Adobe Inn", was ganz in Ordnung war. Stilvoller hätte man allerdings im "Wigwam Motel" aus dem Jahr 1950 übernachten können. In 15 aus Stahl und Beton errichteten Indianerzelten lässt es sich hier vermutlich recht urig wohnen. Zudem steht vor jedem Tipi ein Oldtimer. Hier trafen wir auch unseren Österreicher wieder, der gerade mit zwei Landsleuten plauderte, die doch tatsächlich zu zweit auf einer Honda unterwegs waren. Vom Fahrkomfort ganz abgesehen ist es mir bis heute ein Rätsel, wie zwei Personen mit nur einem kleinen Rucksack auskommen können...?!
Etwas weiter die Straße hinauf versammelten sich zahlreiche Einheimische zu einem Autotreffen auf einem Parkplatz. Da einige Old- und Youngtimer zu sehen waren, gesellten wir uns dazu. Dachten wir zunächst, dass ein Rennen stattfinden sollte, wurden wir kurz darauf eines Besseren belehrt: Die Feuerwehr war nicht zwecks eventueller Nothilfe bei Unfällen zugegen, sondern einzig um den Asphalt zu befeuchten, da die Herrschaften sich darin maßen, wer denn seine Reifen am dollsten zum Qualmen kriegt. Puh, hat das gestunken. Nach kurzer Zeit war die ganze Straße in dichten Rauch gehüllt und der ganze Ort roch nach verbranntem Gummi. Naja, wenn hier sonst nichts los ist...
Dann schlenderten wir noch ein wenig die Hauptstraße entlang, wo es noch einige Motels aus der guten alten Zeit gab, sowie die längste Route 66-Karte an einer Wand (die wir erst entdeckten, als wir zufällig mit dem Auto davor parkten). Ansonsten war Holbrook ein Ort wie viele, die wir auf unserer Reise sahen: eindeutig durch den Bau der Interstate mit dem Überleben kämpfend und nicht besonders attraktiv. Dennoch wer suchet, der findet! Und so gab es auch hier einige nette Motive.
Abends aßen wir dann noch eine Kleinigkeit bei "Burger King" und deckten uns dann an einer Tankstelle mit Getränken und einer Telefonkarte ein. Hierfür bekommt man einen Code der gewählten Telefongesellschaft (stand einfach mit auf dem Kassenzettel), den man dann der Landesvorwahl und Nummer voranstellen muss, wodurch die Nummer auf bis zu 30 Ziffern anwachsen kann. Dennoch lässt sich so eine Menge Geld sparen, hätte man ein Prepaid Handy. Hätte hätte liegt im Bette...! Das hatte uns wiederum keiner gesagt und so ging es eben doch nicht! Dann schlenderten wir noch ein wenig die Straße vor unserem Hotel entlang und entdeckten sehr süße Silhouetten in den Fenstern des "Butterfield Restaurants". Auch das "Wigwam Motel" war abends schön beleuchtet und wirkte nun ganz anders als am Tag.
In der Nacht hatte ich dann leider schlecht geträumt und das Bedürfnis zu Hause anzurufen, ob dort alles in Ordnung sei. Hierfür setzte ich mich auf die Außentreppe vor unserem Zimmer. Plötzlich fuhr ein Pickup langsam an dem Hotelparkplatz vorbei, stoppte, fuhr zurück und kam langsam in meine Richtung gefahren. Es war ca. 2.00 Uhr nachts und keine Menschenseele war zu sehen. Die wildesten Gedanken schossen mir durch den Kopf (ich sehe einfach zu viele Horrorfilme...) und ich versuchte schnell, ins Zimmer zu kommen. Hektisch wie ich dabei war, ließ sich die Tür zunächst nicht öffnen und ich hörte bereits die Autotür ins Schloss fallen. Mit lautem Gepolter gelang mir die Flucht ins Zimmer dann doch. Nun war mein Mann wach und die Familie, die so spät noch zum Hotel zurückkehrte vermutlich genauso erschrocken wie ich. Toll, wenn man so eine Schisspupse ist...!
Am 13.Juli verließen wir Holbrook dann nach dieser unruhigen Nacht schon früh am Morgen. Auch unser Österreicher, der im selben Hotel übernachtet hatte, war schon weg, da er einen Abstecher ins Monument Valley machen wollte. Auch wir hatten einen besonderen Ausflug vor, doch dazu später mehr. So fuhren wir zunächst nach Winslow, wo wir die "Standing at the Corner"-Statue anschauen wollten. An der Ecke 2nd Street und Kinsley Avenue fanden wir sie dann auch. Zunächst war es hier noch menschenleer, so dass wir ganz in Ruhe ein paar Fotos machen konnten. Kurz darauf füllte sich der Platz, so dass es eine gewisse Geduld erforderte, bis man ein Gesamtbild mit Route 66-Schild auf der Straße ohne Autos und Passanten machen konnte. Direkt gegenüber der Statue befindet sich ein sehr schöner großer Souvenirladen, der den ganzen Platz mit Eagles-Musik beschallt. Schließlich wurde die Ecke auch nur dank einer Textpassage in "Take it easy" bekannt, obwohl die Eagles hier nie gewesen sein sollen... In dem Souvenirshop kaufte ich dann doch noch etwas Petrified Wood, was ich in Holbrook leider versäumt hatte. Mit der hier vermutlich stark überteuerten Beute in der Tüte setzten wir unsere Fahrt durch das schöne Arizona fort.
Unser nächstes Ziel war der Meteor Crater, ein riesiges Einschlagsloch eines nur etwa 45m großen Meteoriten, der hier vor 50000 Jahren in die Wüstenregion einschlug. Zwar gibt es viele Meteoritenkrater auf der Erde, doch ist dieser hier am eindeutigsten zu erkennen. Da er auf trockenes, ebenes Land traf, hebt sich sein Kraterrand mit einem Durchmesser von 1200m und einer Höhe von über 170m deutlich hervor. Selbst die NASA hatte hier wegen der Ähnlichkeit des Gebietes mit der Mondoberfläche ein Trainingslager für die Apollo-Astronauten eingerichtet. Momentan wird immer noch an der Erweiterung des Museumskomplexes gebaut, weshalb einige Bereiche des Areals nicht zugänglich waren. Dennoch betrug der Eintrittspreis stolze $16 pro Nase, obwohl man nur am Rand des Kraters entlang gehen konnte. Als wenig klug empfanden wir das Aufstellen einer Bank direkt neben dem Loch in einer Mauer, das die karge Landschaft umher wie ein gerahmtes Bild erscheinen ließ. Da ständig jemand ein Päuschen auf der Bank machte, war es nahezu unmöglich, ein perfektes Foto zu schießen.
Nach diesem kurzen Abstecher von 6mi begaben wir uns wieder auf die Interstate Richtung Flagstaff. Doch fuhren wir zunächst an unserem heutigen Übernachtungsziel vorbei (was auch besser war, da uns sonst gleich der Tag verdorben gewesen wäre...), um 30mi durch eine grandiose rote Felsenlandschaft nach Sedona zu gelangen. Hier wollten wir eigentlich ein wenig im Slide Rock State Park baden, doch diese Idee hatten tausende Andere auch. So war der Parkplatz trotz enormer Parkgebühren derart überfüllt, dass sich bereits auf der Zufahrtstraße ein langer Stau gebildet hatte. An der Straße selbst war das Parken verboten und auch der Zugang zum Oak Creek River wäre hier nur mit Mühe möglich gewesen. Ein kurzer Blick auf die großen flachen Steine, über die das Wasser fröhlich sprudelnd floss, zeigte, dass bei diesen Menschenmassen, die sich am Ufer und im Wasser tummelten, der Badespaß sowieso nur ein halber gewesen wäre und so fuhren wir leicht enttäuscht ob der entgangenen Badefreuden direkt weiter nach Sedona.
Und letztlich war es gut, dass wir nicht Baden waren, sondern genug Zeit im wunderschönen Sedona hatten. Eingebettet in die imposante rote Sandsteinlandschaft liegt der gemütliche und sehr liebevoll hergerichtete Ort. An jeder Ecke wird deutlich, dass sich hier vorwiegend Künstler niedergelassen haben. Sehr schöne Kunstgalerien und edle Souvenirgeschäfte gibt es hier, doch auch auf den Fußwegen findet man sehr schöne Skulpturen. Die Gebäude fügen sich perfekt in die Landschaft ein und Blumenrabatten vervollkommnen das fantastische Ambiente. So einen schönen Ort haben wir selten gesehen.
Danach wollten wir noch unbedingt "das" Sedona-Foto machen und den bekanntesten Sandsteinfelsen der Gegend besuchen: den Cathedral Rock. Doch irgendwie führte der Parkplan nicht zum Ziel, so dass wir wegen der Hitze, der in diesem Gebiet grassierenden Tollwut und der "Sackgasse" in der wir uns an einem Fluss plötzlich befanden, wieder umkehrten und nur ein paar Fotos aus der Ferne machten.
Danach schlenderten wir noch durch das Künstlerviertel Tlaquepaque, wo an jeder Ecke wunderschöne Skulpturen aller Stilrichtungen standen. Das Viertel war sehr verwinkelt und wirkte irgendwie mediterran. Schnell kam man hier nicht voran, da es auf relativ kleinem Raum wahnsinnig viel zu sehen gab. Sehr schön war es hier!
Dann mussten wir uns vom wunderschönen Sedona verabschieden. An einem Aussichtspunkt warfen wir einen letzten Blick auf die bizarren Felsen, in denen die Menschen schon immer Tiere oder Alltagsgegenstände erkannt haben wollen. So heißt ein Felsen z.B. Coffeepot Rock, ein anderer Snoopy Rock und es gibt dieser Assoziationen noch viele mehr. Vorbei am Oak Creek führte uns der Weg durch dichte Wälder zurück nach Flagstaff.
Und dann kamen wir an unserem Hotel an, dem "Quality Inn Lucky Lane" in Flagstaff. Ich zeige euch lieber nur ein Bild des Eingangsbereichs, doch seid gewiss: Schlimmer geht immer...! Unser Zimmer lag direkt zum Highway, so dass wir Lkw zählen konnten (auch ohne aus dem Fenster zu sehen...), dieses tauschten wir gegen ein Zimmer zur Poolseite, was jedoch auch nicht ruhiger war, da hier bis spät in die Nacht Mexicaner samt Kindern grölten, denen das widerliche Ambiente anscheinend nichts ausmachte. Schon bevor wir eincheckten versuchten wir die US-Vertretung von DERTOUR zu erreichen, doch die "New World Travel Agency" hatte ihren Sitz in New York und war natürlich schon nicht mehr besetzt. Prima, so ein Ansprechpartner, der feste Gesprächszeiten hat und dabei noch nicht mal die Zeitverschiebung berücksichtigt! So riefen wir in unserer Not die permanent besetzte Notfallhotline an, bei der uns natürlich auch niemand helfen konnte, da wir ja kein Notfall waren. Zum Glück hatten wir ja keinen Unfall, aber ein gewisser Notfall war dieses Hotel ja schon... So mussten wir wohl oder übel in diesem Loch übernachten, doch von Urlaub konnte hier keine Rede sein. Mit Sicherheit hätten wir uns zwar fürchterlich geärgert aber nicht die Notfallhotline angerufen, wenn dafür alle anderen Hotels gut gewesen wären.Waren sie aber nicht und diese Absteige brachte schließlich das Fass zum Überlaufen.
Am nächsten Morgen verließen wir dann Flagstaff, ohne uns den Ort angesehen zu haben. Wir waren so wütend, dass wir einfach nur weg wollten. Williams konnte uns dann auch schon wieder ein wenig besänftigen. Der Ort lebt von den Touristen, die von hier aus mit dem Zug zum Grand Canyon fahren. So ist hier permanent das Tuten der Züge zu hören, die hier von Cowboys im Halbstundentakt verabschiedet werden. Dass Williams auch nach dem Wegfall der Route 66 noch gut besucht ist, wird an den gepflegten Gebäuden und zahllosen Geschäften deutlich. Ein Bummel hier macht mehr Spaß als in anderen Orten, da hier die Legende noch sehr am Leben gehalten wird. Auch unseren Österreicher trafen wir hier wieder, der schon unter leichtem Verfolgungswahn litt und seinen Helm nach Peilsendern absuchte.
Nach Williams erreichten wir den Ort Ash Fork, wo wir "DeSoto's Beauty and Barber Shop" in der Lewis Avenue anschauen wollten. Das besondere Highlight dieser ehemaligen Texaco-Tankstelle aus dem Jahr 1950 ist der echte DeSoto auf dem Dach. Wie schon so oft auf unserer Reise mussten wir erkennen, dass die Originale allmählich aussterben und so war auch dieses Relikt aus der guten alten Zeit mittlerweile verlassen und stand zum Verkauf. Ob sich in diesem kleinen Nest wohl noch ein Käufer finden würde...?
Gab es in Williams schon gelebte Route 66-Nostalgie in Reinkultur, drohte in Seligman nun der absolute Mother Road-Overkill. Im gesamten Ort gilt "Kitsch as Kitsch can". Doch so hatten wir uns einen klassischen Route 66-Ort eigentlich auch vorgestellt. Natürlich war auch unser Österreicher vor Ort, so dass man sich an verschiedenen Fotospots traf. Der erste war das "SnowCap"-Café, dass vor Krimskrams nur so überquoll. Auch um das Gebäude herum fand sich allerlei Zeug vom alten Klo, über Autos bis zu Schaufensterpuppen.
Danach schlenderten wir einfach die Main Street hinunter, wo es an jeder Ecke etwas zu entdecken gab. Natürlich durfte auch ein Besuch bei Angel Delgadillo, dem Friseur des Ortes, nicht fehlen. Er gründete die Historic Route 66 Association of Arizona und erreichte so, dass der Abschnitt zwischen Seligman und Kingman 1987 offiziell als "Historic Route 66" bezeichnet wurde und so den Mythos "Route 66" am Leben erhielt. Leider war der mittlerweile 86 Jahre alte berühmteste Einwohner Seligmans an diesem Tag nicht in seinem Salon. Seine Tochter bot jedoch an, ihn anzurufen, sollten wir uns frisieren lassen wollen. Mein Mann geriet ins Grübeln, doch wollten wir dem alten Mann die Ruhe gönnen, lag doch eine harte Nacht hinter ihm: Sein Bruder hatte tags zuvor 91ten Geburtstag und mit seiner Band (!) lange aufgespielt. So etwas gibt es auch nur hier...!
Weiter die Straße hinunter passierten wir noch mehrere Souvenirläden, deren bekanntester und markantester der "Rusty Bolt Gift Shop" ist. Durch die mit Schaufensterpuppen geschmückte Fassade, sowie den Oldtimern auf der Straße davor, ist er nicht zu verpassen.
Je weiter wir die Straße entlanggingen, um so bunter wurden die Gebäude. Allmählich füllte sich der Ort mit Touristen, sogar ein Reisebus mit einer japanischen Reisegruppe parkte vor Delgadillos Friseursalon. Nun hieß es Gas geben, um die Gebäude ohne fremde Menschen davor zu fotografieren. Da der Reisebus höher als die Häuser war, galt es, auch ihm zuvor zu kommen, da die Japaner augenscheinlich nicht viel vom Laufen hielten... So scheuchte ich meinen armen Mann in ein Oldtimertaxi, bevor andere auf die gleiche Idee kamen. Schwupps, wurde die Aktion auf Deutsch kommentiert. Nun hatten wir den Beweis, uns im touristischen Teil der Route 66 zu befinden. Auf unserer weiteren Reise sollten wir nun immer mehr Deutsche treffen...
Danach kehrten wir bei Lilo ein, einer deutschen Auswanderin, die schon in vielen Reportagen über die Route 66 zu sehen war. In ihrem gemütlichen Restaurant gab es neben Schnitzeln, Rouladen und anderen deutschen Gerichten auch Apfelstrudel und Schwarzwälder Kirschtorte. Da wir das jedoch ja auch direkt zu Hause essen können, bestellten wir uns leckere Zitronenlimonade und ein BLT-Sandwich. Auch der Österreicher gesellte sich dazu und hielt ein kleines Schwätzchen mit der Westside Lilo.
Direkt gegenüber von Westside Lilo's Café gab es noch eine kleine Westernfront mit einem Oldtimer, in den ich meinen armen Mann dann doch nicht hineinzwingen wollte, da darin Kakteen wuchsen. Während wir bei Lilo saßen, hatte sich der Himmel bereits stark verdunkelt, weshalb wir hier nun nur kurz verweilten, da schon bald Regen einsetzte. Dennoch mussten natürlich ein paar Fotos gemacht werden, bevor es vorbei an Burma Shave -Werbeschildern weiter Richtung Kingman ging.
Burma Shave Werbeschilder begegneten uns schon mehrfach auf unserer Fahrt auf der Route 66. Besonders viele gibt es allerdings in Arizona, obwohl sie ausgerechnet hier ursprünglich nie standen. Die kleinen hintereinander aufgestellten Straßenschilder sollten mit pointenreichen Gedichten und Schüttelreimen für Kurzweil auf der zum Teil sehr tristen Strecke sorgen und natürlich so auch für die einst zweitgrößte Rasierschaummarke der USA werben. In Hackberry, das heute nur noch aus dem einem Museum ähnelnden General Store besteht, konnte man ein Beispiel der Kampagne fotofreundlich platziert aus nächster Nähe betrachten. Der General Store war grandios: alle möglichen Kuriosiäten gab es hier im Inneren und im Außenbereich zu bestaunen. Auch die Restrooms sind eine Sehenswürdigkeit für sich, zumal man sie sich mit Schaufensterpuppen teilen muss. Leider ließ sich die Tür nicht schließen, weshalb ich verzweifelt von innen festhielt, während auf der anderen Seite gezogen wurde. Manche Leute merken auch nichts, zumal ich lauthals darauf hinwies, dass besetzt ist. Typisch Frauen...!
Zwischen Route 66-Schnickschnack, Tiefkühltruhen, Getränken und Snacks stand ein völlig zerschlissenes Sofa, auf dem ein alter Hund trotz des ganzen Trubels ganz entspannt schlief. Ein Foto belegte, dass er hier auch schon von klein auf daran gewöhnt war. Jedoch wohl nur in Verbindung mit seinem Sofa, das ebenfalls auf dem bestimmt über 10 Jahre altem Foto zu sehen war. Naja, ein bisschen genervt zog er schon ein Auge hoch, als ich ihn aus sämtlichen Perspektiven fotografierte...
Nachdem mein Mann gerade noch die orangefarbene Corvette vor dem General Store bewundert hatte, kam ein weiteres Schätzchen um die Ecke gefahren. Dem sehr liebevoll restaurierten mintfarbenem Oldtimer entstieg ein deutsches Ehepaar, das die Route 66 in diesem Klassiker fuhr. Sie hatten die Tour bei einem Amerikaner gebucht, dem sie dafür 12000 € (!) im Voraus überwiesen hatten. Mit mulmigem Gefühl ob des ordentlichen Betrages waren sie nun allerdings hellauf begeistert und schwärmten vom Service (der Amerikaner begleitete sie auf ganzer Strecke mit einem anderen Oldtimer und übernahm sogar das Tanken) und ihren Hotels. Wir wurden richtig neidisch, aber die Summe und das Risiko der Vorauszahlung hätten wir wohl doch nicht in Kauf genommen. Dennoch, wir gönnten es ihnen und sollten sie auch noch öfter wiedertreffen.
Nach insgesamt 250km erreichten wir Kingman, wo wir im "Quality Inn" eincheckten. Die beiden älteren Damen an der Rezeption waren sehr nett, weshalb wir von einer Beschwerde bezüglich des Zimmers absahen, auch wenn es nicht besonders sauber und ziemlich abgewohnt war. Jaja, es hört sich an, als würden wir nur zum Meckern in den Urlaub fahren, aber dem ist nicht so. So enttäuscht wie auf dieser Reise waren wir von den Hotels noch nie. Neidisch dachten wir spontan an das 12000€-Ehepaar, das heute ebenfalls in Kingman übernachtete (natürlich nicht in diesem Hotel...). Nachdem wir unsere Koffer im Zimmer verstaut hatten, fuhren wir 23km durch das sehr schöne Wüstental Golden Valley mit Yuccas, Joshua Trees, Christusdorn und anderen Wüstenpflanzen.Zahlreiche Washs kreuzten die Straße. Bei den herrschenden Temperaturen konnten wir uns kaum vorstellen, dass es dennoch durchaus möglich war, dass heftige Regenfälle weit weg im Gebirge die Straße jederzeit überfluten können.
Kurz bevor es auf einer engen Passstraße direkt durch die Black Mountains nach Oatman ging, stoppten wir an der Tankstelle Cool Springs, wo wir mit zwei netten Amerikanern aus St. Louis ins Gespräch kamen. Chris entpuppte sich als echter Route 66- Fan, der die Strecke schon mehrfach mit seinem Pontiac gefahren war. Stets hat er dabei eine Kamera auf dem Armaturenbrett und stellt die Aufnahmen ins Internet. Bevor wir uns verabschiedeten schenkte er uns noch eine selbstgemachte Route 66-Kette, auf dass wir ihn und unsere Tour nie vergessen mögen. So nette Menschen, die einfach ohne Hintergedanken etwas verschenken, trifft man auch nur in den USA. Eine Weile fuhren die beiden noch hinter uns, dann ließen wir sie am Sitgreaves Pass überholen, um ihnen die Aufnahmen nicht zu verderben.
Direkt nach Cool Springs begann der Aufstieg zum knapp 1200m hohen Sitgreaves Pass. Schilder warnten vor wilden Eseln, von denen wir tatsächlich auch einen sahen, jedoch war er sehr weit entfernt und es gab keine Möglichkeit zum Halten. Ohnehin war die Straße, die auch Oatman Highway genannt wird,sehr spektakulär. Sie wand sich in Serpentinen durch die Black Mountains, war sehr eng und dennoch kaum gesichert. Nur an wenigen Stellen gab es Leitplanken, obwohl es mehr als steil bergab ging. Absolute Aufmerksamkeit wurde also vom Fahrer gefordert, der zum Glück mein Mann war, so dass ich die wunderbare Aussicht genießen konnte...
Am Sitgreaves Pass bot sich schließlich eine Gelgenheit zum Anhalten, die wir natürlich nutzten; schließlich wollte mein Mann auch die grandiose Aussicht zurück ins Tal genießen. Plötzlich hörte ich in dieser stillen Einsamkeit ein Knacken und das Rollen losen Gerölls. Sollte sich nun doch die Möglichkeit ergeben, einen der wilden Esel zu sehen ? Das Knacken wurde lauter und ich fühlte mich auch schon etwas beobachtet. Schließlich entdeckte ich den Verursacher des Geräuschs: es war ein Mountain Sheep, das schnurstracks und gar nicht bang auf den Felsen auf mich zukam. Schwupps, sprang es sogar auf die Straße, auf der sich natürlich gerade jetzt ein Auto nähern musste. Zum Glück konnte man die Straße von hier aus gut einsehen, so dass ich mich mitten darauf stellte, um den Fahrer zu warnen. Das fehlte mir noch, dass direkt vor meiner Nase ein armes Tier überfahren wird. Zwar guckte der Fahrer ziemlich dumm aus seinem Vehikel, doch konnte er ja sowieso nicht schnell fahren und das Schaf lief schnell den Abhang hinab. Da hatten wir ja alle nochmal Dusel gehabt...
In Oatman angekommen parkten wir auf dem großen Parkplatz am Ortseingang, wo Chris seinen Pontiac bereits stilsicher neben einem alten Pferdeanhänger abgestellt hatte. Mehr Autos waren allerdings nicht zu sehen, so dass wir freie Platzwahl hatten. Es war auch schon spät am Nachmittag, so dass die meisten Besucher diesen abgelegenen Ort schon wieder verlassen hatten. Oatman wurde 1906 als Verwaltungs- und Handelszentrum für die Goldminen in der Umgebung gegründet, was dem Ort zu Reichtum verhalf, von dem heute allerdings nichts mehr zu sehen ist. Dennoch ist eine Goldmine in der Nähe wieder aktiv. Doch die heutige Einnahmequelle ist der Tourismus: So werden sogar täglich Schießereien auf der Hauptstraße inszeniert, für die wir jedoch viel zu spät ankamen.
Das "Oatman Hotel" (das älteste Gebäude des Ortes) rühmt sich damit, dass Clark Gable und Carol Lombard 1939 hier ihre Hochzeitsnacht verbrachten. Zimmer 15 kann man besichtigen, zudem soll Mr.Gable hier immer noch herumspuken. Aber auch wegen ihm waren wir nicht hier: Wir wollten die (heute nicht mehr ganz so wilden) Esel sehen, die im Ort herumlaufen sollen. Sie sind allesamt Nachkommen der Lastesel, die die Goldgräber einfach zurückgelassen hatten. Anfangs zweifelnd, ob wir tatsächlich einen zu Gesicht bekommen würden, sollten wir in dieser Hinsicht Glück haben. Nun zahlte sich die späte Ankunft aus: Die Hauptstraße war voller Esel, die sich vor dem Rückzug in ihre Nachtquartiere noch mit Wasser und Nahrung versorgen wollten. Große und kleine Esel standen, lagen oder liefen überall herum. Als ich gerade schimpfen wollte, welcher Witzbold einem Fohlen einen Aufkleber auf die Stirn gepappt hatte, stellte mein Mann fest, dass darauf stand, dass man die Fohlen nicht füttern solle. Sehr löblich! Den Einwohnern schien das Wohl der Tiere doch sehr am Herzen zu liegen. Überdies standen überall Wassertonnen für die Esel bereit und in den Geschäften konnte man Futter kaufen. Doch hatten diese leider schon fast alle geschlossen. Doch wie es schien, waren die Tiere heute schon gut gesättigt. Wir schmusten die eigensinnigen Gesellen noch ein wenig und traten dann wie sie den Rückzug an.
Dann ging es auf der spektakulären Passstraße wieder durch die Black Mountains zurück nach Kingman. Auf der Strecke stoppten wir noch, um ein paar Fotos der Wüstenvegetation des Golden Valleys zu machen. Zum Glück war es noch hell, da die Fahrt in Dunkelheit bestimmt sehr gefährlich geworden wäre und unweigerlich doppelt so lange gedauert hätte, da wir ob der fehlenden Leitplanken und der zu erwartenden Tiere bestimmt nur im Schneckentempo gefahren wären. So tankten wir noch und erreichten schließlich wieder Kingman.
Nachdem wir noch eine Runde durch den Ort drehten, der einen sehr gepflegten und entspannten Eindruck machte, aßen wir bei "Cracker Barrel" und verbrachten den Rest des Abends am Hotelpool. Das einzig "Klassische" war das "Mr.Dz's Diner", ansonsten hatte Kingman im Gegensatz zu Seligman nichts Besonderes zu bieten, was man als Route 66-Reisender sucht. Andererseits warfen wir nach dem anstrengenden Tag auch nur einen eher halbherzigen Blick auf den Ort.
Am 15.Juli sollte uns die Reise nach Las Vegas führen, weshalb wir uns für einige Tage von der Route 66 verabschieden mussten. Nach einem Frühstück im Hotel mit sehr netter Bedienung, jedoch dem üblichen "Tütenfrühstück" begutachteten wir noch die zahlreichen Erinnerungsstücke und Fotos im Hotelflur. Zur Blütezeit der Mother Road, schien das Hotel einige prominete Gäste beherbergt zu haben. Dennoch: uns würde man hier nicht wiedersehen... Bevor wir Kingman verließen, fuhren wir noch einmal zum Ortseingang zurück, wo wir tags zuvor einen großen Autohändler entdeckt hatten, der jedoch schon geschlossen hatte. Der Blick durch den Zaun veranlasste meinen Mann aber dazu, heute noch einmal hierher zurückzukehren, um sich auf dem weitläufigen Gelände umzusehen. Bei näherem Hinsehen erwiesen sich die zunächst als Schnäppchen ausgemachten Fahrzeuge allerdings eher als Schrott. Sei es drum: Ein Gang über den Platz bot einige nette Motive der einstigen Glanzstücke.
Unser letzter Abstecher in Arizona galt der im Internet angepriesenen Geisterstadt Chloride, die auch von der Interstate ausgeschildert war. Jedoch kann ich von einem Besuch nur abraten. Nach ein paar Meilen auf staubiger Piste erreicht man: Nichts! Ein paar verkommene aber noch bewohnte Häuser. Was soll das? Zumindest die Landschaft wurde hier durch die vermehrt vorkommenden Hedgehog-Kakteen und Joshua Trees zunehmend interessant.