Am 19.Juli befanden wir uns zum ersten Mal auf kanadischem Boden. Im Rahmen unserer großen Ostküstenreise (siehe vorherige Seite) führte uns der Weg nun von New Hampshire über Vermont in einem Bogen durch das östliche Kanada. Die Einreise verlief völlig unproblematisch: Reisepass gezeigt, kurz geschnackt und wir waren in der Provinz Québec. Nicht einmal das Auto mussten wir verlassen (sozusagen eine "Drive In-Einreise"). Und plötzlich war alles französisch, in dieser größten Provinz Kanadas, so dass wir uns mehr wie in Europa als auf einem anderen Kontinent vorkamen. Die für ganz Kanada geltende Vereinbarung zur Zweisprachigkeit wird im Raum Québec City komplett ignoriert. Naja, schnell im Langzeitgedächtnis im Speicher "Schulfranzösisch" gekramt und abwarten was passiert...
In Québec bezogen wir ein sehr schönes Zimmer im Hotel "Pur", was wirklich puristisch, aber sehr edel eingerichtet war. An der Rezeption wurde natürlich auch Englisch gesprochen, so dass das Einchecken schon mal klappte. Nun wollten wir natürlich erstmal etwas von der Stadt sehen, die in zwei Teile gegliedert ist: die Neustadt, die außerhalb der alten Stadtmauern liegt und die Altstadt (Vieux Québec), die wiederum in eine Oberstadt (Haute-Ville) und eine Unterstadt (Basse-Ville) aufgegliedert ist. Da sich unser Hotel in der Neustadt befand, mussten wir nun zunächst ziemlich bergauf Richtung Vieux Québec marschieren. Und selbst die Unterstadt war nicht so weit unten, dass wir nicht schnaufen mussten. Da haben sich die Stadtgründer ja was erlaubt... Naja, die Aussicht sollte uns später entschädigen. Und so marschierten wir durch die wunderschönen Straßen der Altstadt, das Château Frontenac immer im Blick.
Schließlich erreichten wir das Wahrzeichen Québec Citys, das Château Frontenac, in dem sich heute ein Hotel befindet. Geschichtsträchtig wurde Frontenac durch ein Treffen von Churchill und Roosevelt im Mai 1943 zur Vorbereitung der Invasion in der Normandie.
Von der Terrasse Dufferin auf der Rückseite des Château Frontenac hat man einen sehr schönen Blick auf den St.-Lorenz-Strom und Basse-Ville.
Zwar hätten wir auch mit dem Funiculaire (eine Art Fahrstuhl, der die Terrasse Dufferin mit der Rue du Petit Champlain verbindet) fahren können, doch entschieden wir uns für den Abstieg per pedes über schmale Treppen. Dann stürzten wir uns ins Gedränge der Rue du Petit Champlain, einer sehr schönen Fußgängerstraße mit Boutiquen, Cafés und Restaurants.
Und irgendwie kam es, dass wir uns in den vielen kleinen Gassen in unbekannter Richtung von unserem Ausgangspunkt (an dem wir von der Neustadt den Aufstieg begonnen hatten) derart entfernt hatten, dass wir den Rückweg nicht mehr fanden. So liefen wir mit müden Füßen hin und her, bis wir überhaupt erstmal wieder in der Neustadt ankamen. Dann noch mehrfach links und rechts und wir konnten die große Kirche hinter unserem Hotel erkennen. Als wir näher kamen, entdeckten wir neben der Kirche noch ein gemütliches Lokal, in dem wir uns erstmal stärken mussten. Dann fielen wir müde ins Bett.
Am nächsten Morgen machte das Wetter schon früh keinen vertrauenserweckenden Eindruck. In der Hoffnung, dass es sich vielleicht noch bessern würde, gingen wir erst einmal im superschicken Hotelrestaurant frühstücken. Nach einem Blick auf die Karte, war ich froß, dass das Frühstück inklusive war, denn DAS hätte ich nicht für ein bisschen Süßkram bezahlt. Verwöhnt vom deftigen US-amerikanischen Frühstück, kauten wir etwas lustlos auf den typisch französischen Backwaren herum. Etwas Bacon wäre nicht schlecht gewesen... Und das Wetter wurde auch nicht besser. Trotzdem wollten wir an diesem 20.Juli den Montmorency Falls einen Besuch abstatten. Das Navi leitete uns zum Visitor Center unterhalb des Chute de Montmorency. Von hier aus stiegen wir über eine schier endlos lange steile Holztreppe einen Hang neben den Fällen hinauf. Puh, war das anstrengend, denn obwohl es sehr bedeckt war, war es extrem schwül und man konnte schlecht stehenbleiben, da viele andere Menschen auch nach oben wollten und Überholen war irgendwie nicht... Mit rotem Kopf erreichten wir schließlich das Ende der Treppe und standen auf einer weiten Grünfläche. Nun ging es noch durch ein kleines Waldstück zu den Fällen. Und was musste ich nach diesen Strapazen sehen? Direkt hier oben war auch ein Parkplatz...! Keuchend (und etwas fluchend) zogen wir weiter, bis wir direkt am brodelnden Wasser standen. Über eine Hängebrücke überquerten wir den Rivière Montmorency, der unter uns 87m tief ins Tal des St. Lorenz donnerte (und damit eine größere Fallhöhe als die Niagara Falls hat). Vom Manoir Montmorency führte eine Seilbahn zurück zum Visitor Center. Vor lauter Angst nochmal die steile Holztreppe nehmen zu müssen, konnte ich plötzlich auf französisch Ticktes für die Seilbahn organisieren. Mein Mann staunte nicht schlecht, musste er uns auf unserer Hochzeitsreise in Paris noch mit Englisch durchbringen...
Direkt gegenüber der Montmorency Falls liegt inmitten des St.-Lorenz-Stroms die Île d'Orléans, eine etwa 35km lange und 8km breite Insel, die wegen ihrer fruchtbaren Böden auch "Bacchusinsel" genannt wird. Über eine Autobrücke über den mächtigen St.-Lorenz-Strom erreichten wir diese wirklich schöne grüne Insel. Neben großen Bauernhöfen, gab es idyllische Orte mit hübschen kleinen Häusern. Nur leider war der Wind so stark, dass man sich auf diesem flachen Land inmitten von Wasser kaum auf den Beinen halten konnte. Wir fuhren noch ein wenig herum, dann traten wir den Rückweg an. Wir aßen wieder in dem netten Lokal neben der Kirche am Hotel und gingen durchgepustet und durchnässt auf unser Zimmer.
Am 21.Juli verließen wir Québec City im Regen und gerieten auf unserer Fahrt nach Montréal in ein heftiges Unwetter. Als wir auf dem Highway waren, war auch schon wieder Endstation: Es blitzte, donnerte und regnete so heftig, dass es plötzlich stockfinster war und man keine 10m weit mehr sehen konnte. Alle Autos hielten unter Brücken oder einfach am Fahrbahnrand. Nur mein Mann schlich (nun ja auf freier Strecke) nahezu blind weiter. Anhalten gildet ja im Urlaub nicht... Je näher wir Montréal kamen um so mehr klarte es zum Glück auf. Die nach Paris zweitgrößte frankophone Stadt der Welt begrüßte uns schließlich sogar mit Sonnenschein und blauem Himmel. Wir checkten in unser Hotel "Omni Mont Royal" in Downtown (das hier natürlich Centre Ville heißt) ein und machten uns auch gleich auf den Weg, um die Stadt zu erkunden, schließlich blieb uns dafür nur dieser eine Tag. So zogen wir zunächst durch das Bankenviertel, wo wir am Bank Laurentian Building die Plastik "The Illuminated Crowd" entdeckten. Dann ging es weiter zur Rue St. Catherine, der Haupteinkaufsstraße. Wobei die Haupteinkaufsattraktion "Underground City" ist: diese 30km lange Einkaufspassage mit Plätzen und Kreuzungen, 1800 Läden und 200 Restaurants befindet sich unterhalb der Stadt und ist durch über 150 Eingänge zu erreichen. Dafür fehlte uns jedoch die Zeit und wir hatten es (leider) auch nicht auf unserem Sightseeingprogramm.
Unser Weg führte uns weiter Richtung Vieux Montréal, der größten geschlossenen Altstadt Nordamerikas. Über Kopfsteinpflaster spazierten wir vorbei am Vieux Palais de Justice und dem Place Jaques Cartier mit seinen zahllosen Straßencafés. Durch eine kleine Straße mit alten restaurierten Häusern des 17.-19.Jahrhunderts gingen wir auf die 1655 errichtete älteste Kirche der Stadt zu, die Chapelle Notre-Dame-de-Bonsecours. Gleich nebenan befindet sich der Marché Bonsecours, eine Markthalle mit einigen Geschäften, die uns jedoch irgendwie alle nicht ansprachen. So flanierten wir durch die lebhafte Rue Saint Paul weiter durch den Historic District.
Von der Rue St.Paul gingen wir durch die Rue Notre Dame, wo wir zur Abkühlung in einen Weihnachtsladen gingen. Hier herrschten winterliche Temperaturen, doch trotz der Fülle an Weihnachtsdeko wollte keine besinnliche Stimmung aufkommen... Auf den Stufen vor der neugotischen Basilique Notre Dame legten wir ein weiteres Päuschen ein, um den Rückweg zu recherchieren, denn so eine Odyssee wie in Québec City wollten wir bei der Hitze nicht noch einmal durchmachen. Die Place d'Armes gegenüber war wegen Renovierungsarbeiten leider weder zugänglich noch zu sehen. Neben der Place d'Armes (dem früheren Finanzviertel) steht seit 1888 der erste Wolkenkratzer der Stadt, das New York Life Insurance Building.
Nachdem wir uns im Hotel, das wir zum Glück auf direktem Wege erreichten, ein wenig frisch gemacht hatten, machten wir uns auf die Suche nach etwas Essbarem. Das erwies sich hier in Downtown als schwieriger als erwartet, da mit den Banken und Bürotürmen anscheinend auch die Gaststätten schlossen. Kurz vor knapp gelang es uns noch, bei einem thailändischen Restaurant etwas zum Mitnehmen zu erstehen, was wir schließlich auf unserem Zimmer verzehrten. Sooo lecker war es nicht, dafür roch das Zimmer nun würzig... Wir planschten noch ein wenig im Hotelpool auf der Dachterrasse und gingen schon recht früh ins Bett.
Am nächsten Morgen fuhren wir nach dem Auschecken noch zum nahegelegenen Parc du Mont Royal. Wir marschierten ein Stück durch dieses von Frederick Olmsted (gestaltete auch den New Yorker Central Park) um den namensgebenden 225m hohen Mont Royal (einem erloschenen Vulkan) entworfene Naherholungsgebiet, bis zum Aussichtspunkt Chalet du Mont Royal. Von hier aus warfen wir einen letzten Blick auf Montréal.
Dann setzten wir unsere Reise Richtung Ottawa fort. Wir verließen die Provinz Québec und fuhren nach Ontario. Direkt in Downtown doch nah am Parliament Hill hatten wir ein Zimmer im sehr schönen Hotel "Indigo" gebucht. Ottawa wurde von Queen Victoria 1857 als Hauptstadt Kanadas auserkoren. Da es zuvor ein kleines unattraktives doch für die britische Kolonie strategisch günstig gelegenes Städtchen war, wurde es im Sinne der Monarchin umgestaltet und "hauptstadtfreundlich" angelegt. 1867 wurde es schließlich offiziell zur Hauptstadt des neu geschaffenen Dominion of Canada ernannt, wurde Sitz des nationalen Parlaments und der Regierung. Die Parlamentsgebäude wurden nach dem Vorbild der Houses of Parliament in London gebaut. Und eben diese mussten wir uns ansehen. So zogen wir sogleich vom Hotel los zum nicht weit entfernten Parliament Hill. Vorbei an einigen gläsernen Geschäftshäusern stoppten wir noch kurz an einem HotDog-Stand. So viel Zeit muss immer sein...
Der neugotische Regierungskomplex auf dem Parliament Hill besteht aus dem Centre Block, dem East Block und dem West Block. Der bei einem großen Brand 1916 fast vollständig zerstörte Centre Block wird von dem gut 90m hohen Peace Tower überragt. Von der Rückseite des Parlamentsgebäudes hat man einen weiten Blick über den Ottawa River und die Alexandra Bridge, die Ottawa in Ontario mit der Schwesterstadt Hull in Québec verbindet. In der Mitte des Ottawa Rivers verläuft die Provinzgrenze.
Versteckt im Grünen neben dem West Block hörten wir auf einmal ein leises Miauen, dem wir natürlich nachgehen mussten. Wir entdeckten ein eingezäuntes Areal, auf dem sich mehrere Katzen tummelten. Ein Schild gab schließlich Aufschluss darüber, dass dies das Gebiet der Stray Cats of the Hill sei. Als eine junge Frau kam, um die Katzen zu füttern, erfuhren wir, dass sich ein älterer Herr bereits seit Jahren für die streunenden Katzen einsetzt, sie auch medizinisch versorgen lässt und füttert, nun jedoch selber nicht mehr dazu in der Lage ist. Zum Glück schien er ja Nachfolger für sein Engagement gefunden zu haben. Die Katzen sahen jedenfalls recht wohl aus. Allerdings bedienten sich auch immer Waschbären gerne an dem ausgelegten Futter, wie die Frau berichtete. Wir gaben ihr noch eine Geldspende und zogen weiter.
Statt eines Waschbären haben wir jemand anderen am Futternapf erwischt...
Vom Parliament Hill gingen wir dann zur nächsten Hauptattraktion der Stadt, dem zum Weltkulturerbe ernannten Canal Rideau. Eine Schleusenanlage hilft hier den auf dem Kanal zugelassenen kleineren Booten dabei, den Höhenunterschied von 24m zum Ottawa River auszugleichen. Die an dieser Stelle befindlichen acht Schleusen, werden handbetrieben. Direkt am Canal Rideau steht das 1912 im neugotischen Stil erbaute Château Laurier, in dem sich ein Hotel befindet. Auf der anderen Seite steht das 1828 erbaute älteste Steinhaus der Stadt, das heute ein Museum beherbergt.
Als wir gerade am alten Steinhaus ein Päuschen einlegten, entdeckte ich auf der gegenüberliegenden Seite des Kanals diesen putzigen Pelzträger. Ich schlich mich immer näher heran und balancierte über einen schmalen Schleusensteg auf seine Seite. Kurz zog er sich ins Gebüsch zurück, doch muss das frische Gras wohl zu verlockend gewesen sein, denn schon bald saß er direkt vor meiner Nase. Zu Hause habe ich erstmal gegoogelt, was das überhaupt für ein kleiner Kerl war. Es war ein Gelbbauch-Murmeltier, das eigentlich in der Region gar nicht vorkommt, sondern eher im Hochgebirge zu finden ist. Dann war das wohl auch ein Touri...
Wieder oberhalb des Schleusensystems angekommen, befand sich gegenüber des Château Laurier der Confederation Square mit dem großen War Memorial, das abends angestrahlt wurde und gespenstische Schatten warf. Vom Confederation Square gingen wir durch eine breite Fußgängerzone zurück in Richtung unseres Hotels.
Die Geschäftsstraßen Ottawas waren breit und recht sauber, hatten sonst jedoch nichts Spektakuläres zu bieten. Auch war hier nicht wirklich viel los, obwohl die Geschäfte alle geöffnet hatten. Hier und da standen ein paar Skulpturen herum, von denen dieser Bär noch das beste Motiv abgab.
So erreichten wir schließlich unser Hotel und freuten uns auf das Abendprogramm: Im Sommer wird die Fassade des Parlamentsgebäudes jeden Abend nach Sonnenuntergang zur großen Leinwand, auf der Kanadas Geschichte in einer gewaltigen Sound- und Lichtshow präsentiert wird. Schon früh füllte sich die große Rasenfläche vor dem Centre Block. Wo kamen die ganzen Leute nur alle her? Auch wir ergatterten einen Platz mit guter Sicht. Gute Musik kanadischer Interpreten wie Nickelback etc. beschallte den großen Platz und dann ging die Show los. Durch Lasertechnik sah es aus, als würden sich Fenster und Türen des alten Gemäuers tatsächlich bewegen, dann wurden indianische Geschichten auf die Fassade projiziert, als nächstes bewegte Bilder kanadischer Bürger, dann Natur und, und, und... Insgesamt staunten wir 45 Minuten über diese tolle Geschichtsveranstaltung. Ein leuchtendes Ahornblatt auf dem Peace Tower markierte das Ende der Veranstaltung. Das war wirklich superklasse!
Am nächsten Morgen sollte noch ein weiteres Highlight folgen: Die Wachablösung auf dem Parliament Hill. Jeden Morgen um 9.45Uhr findet während der Parlamentswochen im Sommer das Changing the Guard statt. Über die Elgin Street marschierten die Wachen samt Musikkorps zum Regierungsgebäude, wo sie in einer halbstündigen Zeremonie ihre Parade absolvierten. Mit den dicken Bärenfellmützen auf dem Kopf in der prallen Sonne, bekam man schon vom Zusehen einen Hitzestau. Gut, dass wir halbwegs im Schatten standen.
Direkt nach der Wachablösung holten wir unser Auto und verließen die kanadische Hauptstadt. Nach drei Städten hintereinander hatten wir genug vom Pflastertreten. Zum Glück war unser nächstes Ziel keine Stadt...
Am 23.Juli erreichten wir den Algonquin Provincial Park, den ältesten Park Kanadas und mit einer Größe von 7653qkm der größte Ontarios. Als einzige Straße führt der Highway 60 durch ein rund 60km langes Stück im Süden des Parks. Im Gegensatz dazu gibt es 140km Wanderwege und über 2100km Kanurouten, weshalb sich in diesem Park eigentlich alles um das Kanu dreht. So blieb uns die "echte Wildnis" leider verborgen, da wir als ungeübte Landeier nicht vorhatten, eine Tour auf dem Wasser zu unternehmen. Stattdessen gingen wir einen kurzen Trail durch ein Waldgebiet, was landschaftlich leider nicht besonders reizvoll war, dafür war ich irgendwann um so gereizter: Warum kommen die ganzen Stechfliegen immer hinter mir her? Während mein Mann gemütlich spazierte, rannte ich wild um mich schlagend über den Rundweg durch den Wald. Als wir unsere Fahrt zum Zielort Huntsville fortsetzten, entdeckte ich am Rand des Highways eine Elchkuh im hohen Gras. Nachdem mein Mann endlich anhielt, lief ich so leise wie möglich zurück und siehe da: Die Elchkuh ließ sich nicht stören und sie war nicht allein; sogar ein Elchkalb guckte aus dem Gras. Leider entdeckte ein anderer Autofahrer die Elche auch, stoppte und Mutter und Kind wurde es zu bunt und sie zogen sich in den Wald zurück.
Über das Foto der Elche habe ich mich noch den ganzen Tag gefreut. Im Ort Huntsville vertraten wir uns (zum Glück ohne Stechfliegen) die Beine. Der Ort gefiel uns gut, hier war alles entspannt und gemütlich. Danach aßen wir ganz lecker in einem urigen Lokal. Zur großen Freude meines Mannes, fand schräg gegenüber ein privater Automarkt statt, mit Oldtimern, Youngtimern und einer Corvette, die er unbedingt genauer in Augenschein nehmen musste. Nach einem netten Plausch mit dem Besitzer, zog ich ihn dann doch lieber weg, bevor er sie noch gekauft hätte. Da will man die Natur genießen und der Mann guckt Autos...
Dann fuhren wir zu unserer Unterkunft, dem "Hidden Valley Resort" an den Muskoka Lakes. Gerne hätten wir uns abends noch gemütlich mit einem Drink auf den Steg am See gesetzt, doch hier waren die Insekten noch bekloppter als in dem Waldstück. Also zogen wir uns an die Hotelbar zurück. In unserem Zimmer war es nämlich nicht so gemütlich; es lag im Souterrain, weshalb man wegen der Krabbeltiere die Fenster nicht unbedingt öffnen sollte und direkt hinaustreten konnte man auch nicht. Naja, es war ja nur für eine Nacht.
Am nächsten Morgen brachen wir ganz früh auf, da wir noch an das Ostufer der Georgian Bay wollten. So fuhren wir zunächst nach Parry Sound, der Region der 30000 Islands. Das Gebiet wurde von der UNESCO zur Biosphere Reserve erklärt. Leider ist natürlich auch hier "Kanupflicht", wenn man diese Naturschönheit bewundern will. Tja, und den leicht zu erreichenden Scenic Lookout Tower haben wir irgendwie nicht gefunden (ist wohl doch nicht so leicht zu erreichen...).Im Killbear Provincial Park erhaschten wir von einem kleinen Strand auf einem Campground einen klitzekleinen Eindruck dieser wunderschönen Landschaft.
Erst spät abends kamen wir in Toronto an. Das riesige Hotel "Delta" war nicht zu verfehlen. Hier mussten wir erstmal das Zimmer tauschen, da mein Mann nicht neben einem auf einem schlecht gezimmerten Sockel mitten im Raum stehenden Kühlschrank schlafen wollte. Ich fand die Konstruktion ja ganz interessant, doch sagten mir die abgewohnten Möbel nicht zu. Das neue Zimmer war dann schön und viel neuer eingerichtet. Na, geht doch. Aber der erste Eindruck bleibt. Nachdem wir wieder aus der Riesenbettenburg herausgefunden hatten, erkundeten wir erstmal Toronto bei Nacht und blieben direkt hinter dem Hotel auf der Yonge Street hängen. Eine zentrale Lage hatte das Hotel schon mal. Wir aßen im "Hard Rock Café" und bestaunten den Trubel auf dem angrenzenden Yonge-Dundas Square mit Livemusik und Entertainment. Ein krasser Gegensatz von purer Natur und Großstadtdschungel - und alles an einem Tag. Da mussten wir jetzt erstmal eine Nacht drüber schlafen...
Am nächsten Morgen zogen wir schon früh durch die Straßen Downtowns. Zuerst besuchten wir die Shopping Mall "Eaton Centre" an der Yonge Street, über der eine 450m lange Glaskuppel für natürliche Lichtverhältnisse sorgt. Durchs Atrium "schwebt" Michael Snows "Schwarm fliegender Gänse" und 340 Shops und 65 Restaurants buhlen um Kundschaft. Bei uns hatten sie keinen Erfolg, denn für Shoppen war keine Zeit. Wir wollten zum CN Tower!
So marschierten wir weiter durch die Häuserschluchten von Toronto. Das Wetter machte uns ein wenig Sorge: Es war sehr bedeckt, so dass wir die Aussicht vom CN Tower gefährdet sahen. Auch die Hochhäuser im Financial District mit ihren Glasfassaden kamen leider gar nicht so recht zur Geltung. Doch war der Weg auch so reizvoll, denn es gab einige Skulpturen zu sehen. Am Straßenrand entdeckten wir auch dieses nette Grillmobil.
Der CN-Tower ist omnipräsent. Immer guckt er irgendwo zwischen den Wolkenkratzern hindurch. Je näher man ihm kommt, umso weniger sieht man ihn jedoch. Doch irgendwann standen wir direkt unterhalb dieses imposanten Bauwerks. Doch unterhalb reichte uns nicht, wir wollten bis nach ganz oben... So stiegen wir nach einem obligatorischen Sicherheitscheck in einen gläsernen Lift, der uns in 58 Sekunden zum unteren Observation Deck in 346m Höhe brachte. Hier stellten wir uns auf ein Stück durchsichtigen Fußboden, durch den man 350m in die Tiefe schauen konnte. Aber wir wollten noch höher hinaus und fuhren weitere 100m mit einem innenliegenden Lift zum Skypod auf 447m Höhe. Insgesamt ist der CN Tower mit seinen 553m Gesamthöhe, der dritthöchste freistehende Turm der Welt. Entsprechend weit konnte man gucken. Und wir hatten Glück: Als wir oben waren, riss der Himmel auf und die Sonne lugte hervor. Als wir wieder hinunterfahren wollten, machten wir uns ein wenig Sorgen hinsichtlich der Sicherheitsbestimmungen für die Lifte. Da nicht viele Leute hineinpassten, aber viele hinunterwollten, wurde man derart zusammengepfercht, dass wir uns auf Zehenspitzen stellen mussten, damit die Tür schließen konnte. Wenn wir da jetzt steckengeblieben wären... Doch alles ging gut!
Von unten konnte man gut die letzte Testphase der neusten Attraktion erkennen: Einige ganz Wagemutige hingen durch Seile gesichert an der Außenwand des Observation Decks. Das brauchten wir nun doch nicht...
Nachdem wir wieder heil unten angekommen waren, erkundeten wir noch ein wenig die nähere Umgebung. Direkt neben dem CN-Tower befand sich das Rogers Center, das Heimstadion des Baseballteams "Blue Jays". Mit 67000 Plätzen ist der Bau gleichzeitig eine der weltgrößten Veranstaltungshallen. Auf der anderen Straßenseite hinter dem Turm war ein Areal mit alten Lokschuppen, in denen Lokomotiven präsentiert wurden. Doch gab es dort auch einen Möbelladen, in dem genau das Bett stand, auf dessen Lieferung wir schon seit Monaten warteten. Na, wenn's da immer noch steht... Amerikanische Möbel sind schon schön.
Am 26.Juli ging es zu den Niagara Fällen, jedoch hatten wir einen Zwischenstopp im Ort Niagara-on-the Lake an der Mündung des Niagara River in den Lake Ontario eingeplant. Vor einigen Jahren bekam der Ort den Titel "prettiest Town of Ontario" verliehen und er ist wirklich sehr sehr schön. Hübsche Häuser mit üppig bepflanzten Gärten, bunte Rabatten, gepflegte Parkanlagen, Straßencafés und geschmackvolle Geschäfte prägen das Ortsbild. Vom Pavillon im Uferpark aus, hat man einen schönen Blick über den Lake Ontario zum Fort George. Hier hat es uns gut gefallen.
Da wir bald etwas Hunger verspürten, waren wir froh ein goldenes M zu entdecken. Schnell dort eingekehrt und eine "leichte" Mahlzeit verdrückt. Als wir die Weiterfahrt antreten wollten, fiel uns etwas auf: In den kanadischen McDonald's-Ms ist das rote Ahornblatt eingefügt. Das war uns vorher noch nirgends aufgefallen.
Dann wurde es viel touristischer, immer mehr Reisebusse füllten die Straße, die Reklame an der Straße wurde bunter, die Hotels größer - wir näherten uns Niagara. Hier hatten wir ein Zimmer im "Marriott" mit direktem Blick auf die Horseshoe Falls gebucht. Sehr schön, doch eigentlich überflüssig, denn wir wollten die Wasserfälle ja nicht nur vom Fenster aus sehen. Um direkt zu den Fällen zu gelangen, irrten wir doch zunächst auf der weitläufigen Promenade, an der die großen Hotels standen, entlang und suchten eine Möglichkeit, um direkt an das "donnernde Wasser" zu kommen. Schließlich gelangten wir zur (direkt vom Hotel aus auch über eine Fußgängerbrücke zu erreichende) Station der Zahnradbahn, die im 10min-Takt hinab zum Table Rock Center fährt; eine andere Möglichkeit dorthin zu gelangen, gab es nicht. Die Aussichtsterrasse Table Rock führt genau an der Abbruchkante der Horseshoe Falls entlang. Von hier aus sah man direkt in den Sprühnebel der gewaltigen Wassermassen (kaum zu glauben, dass die Wassermenge seit den 1950er-Jahren mit dem Bau mehrerer Kraftwerke um bis zu 75% reduziert wurde). Da das Wetter bestens war, entstanden auch die berühmten Regenbogen. Wunderschön!
Im Table Rock Center befindet sich auch der Eingang zu den Tunneln hinter den Fällen. An dieser "Journey behind the Falls" wollten wir unbedingt teilnehmen. Zwar war die Wartezeit immens, doch nahmen wir sie in Kauf. Durch eine Sicherheitszone wurden wir durch einen langen Tunnel gelotst, bis wir endlich die typischen Plastik-Capes bekamen. Gut verpackt und unter dem Plastik extrem schwitzend, ging es 38m unter der Abbruchkante durch Felstunnel zu drei Aussichtsöffnungen. Auf der Außenanlage unterhalb des Wasservorhangs, bekam man unvermittelt eine gehörige Dusche verpasst. Das Rauschen des Wassers klang uns noch lange in den Ohren.
Danach hatten wir immer noch nicht genug und zogen zur Anlegestelle der "Maid of the Mist". Die Barkassen fahren seit 1846 bis dicht an die Fälle und mitten in die Gischt hinein. Auch hier mussten wir uns in der prallen Sonne in eine lange Warteschlange einreihen. Aber diesen Klassiker wollten wir uns nicht entgehen lassen. Unsere Geduld zahlte sich aus und wir ergatterten sogar einen Platz im vorderen Teil des Schiffes. Zum Glück hatten wir noch das gelbe Plastik-Cape der "Journey behind the Falls", womit ich meine Kamera vor dem Wasser schützen konnte. Wir bekamen hier noch denselben Schutz in blau. Zunächst ging es an den weniger spektakulären American Falls vorbei, dann näherten wir uns mehr und mehr den Horseshoe Falls. Als wir mitten in den wilden Strudeln waren, erschallte aus dem Mikrofon die Stimme des Kapitäns: "Ladies and Gentlemen, this is Niagara Falls!" Dann prasselten die Tropfen auch schon nur so auf uns nieder. Was für ein Erlebnis!
Am Abend fuhren wir nach Niagara und aßen im "Hard Rock Café". Der Ort wirkte wie ein Vergnügungspark und gefiel uns nicht besonders gut. Da wir ziemlich kaputt waren, spazierten wir noch kurz am Table Rock entlang, wo die Wasserfälle nun in der Dunkelheit in ständig wechselnden Farben beleuchtet wurden. Dieses Schauspiel bewunderten wir dann noch ein wenig von unserem Zimmer aus, schließlich hatten wir für den Blick ja eine Menge Geld bezahlt.
Dann war unsere Kanada-Stippvisite auch schon wieder vorbei. Am 27.Juli verließen wir Ontario über die Rainbow Bridge und befanden uns nun wieder im Staat New York in den USA.
Schön war's in Kanada!!!